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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0272
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AMT WIESLOCH — WALLDORF 237

Ohr ein sehr kleines Ringchen von Golddraht, zerstreute schwarze und rotgelbe Scherben
von Tongefäßen, alles neben den Skelettresten eines kräftigen Mannes. Die zweite Be-
stattung ergab nur Scherben einer Tonschüssel, die dritte {wahrscheinlich weibliche) auf der
Brust zwei aufeinander liegende Heftnadeln, die eine von Bronze, die andere von Eisen.

Aus den von Mannheim aus untersuchten Hügeln entnahm man ein großes, 85,5 cm
langes Eisenschwert in eiserner Scheide, Armringe von Bronze und zwei große bauchige
Tongefaße ohne weitere Verzierung als einige eingekerbte Linien am Hals. Die Bestat-
tungen schienen sich in die Hallstatt- und frühe La-Tene-Zeit zu teilen.

Römisches. Wi 1 he 1 mi (Sinsh. Jahresber. III S. 5o ff.) führt ferner Bautrümmer Römisch«
von zwei römischen Gebäulichkeiten auf, die eine bei dem Wald in der Nähe
der genannten Grabhügel, die andere nordöstlich von Walldorf im »Hof«. Nach seiner
Schilderung sind beide stark zerstört; er erzählt, aus ersterer habe der Besitzer des zu
Hopfenanlagen bestimmten Grundstücks »10 Wagen herrlicher, in dortiger Gegend sehr
wertvoller Bausteine gewonnen«.

Die Trümmer der ersteren scheinen einer größeren, durch Brand zerstörten Villa
rustica angehört zu haben, in der sich nach der Beschreibung ein Hypokaustum mit
Säulchen von Sandstein befunden haben muß. Von Einzelfundstücken werden aufgezählt,
sind aber nur zum Teil noch (in Karlsruhe) vorhanden: Leisten- und Hohlziegel vom Dach,
darunter zwei mit den Stempeln der XXII. Legion (Sinsh. Jahresber. I S. 46 f.), eiserne
Nägel und Klammern, Reste von Messern und Pfeilspitzen, Beschlägstücke von Bronze,
Stücke von dickem Fensterglas, ein Reibstein einer Handmühle, Tongefaßscherben,
Haarnadeln von Bein mit runden Köpfen, 25 römische Münzen von Oktavian bis
Magnentius.

Aus den nicht weiter beschriebenen Trümmern im »Hof« wird nur eine Silber-
münze des Trajan genannt. (W.)

Von den alten Befestigungen der Stadt ist nichts mehr erhalten, wie denn
überhaupt der in neuerer Zeit stark emporgeblühte Ort sein altes Aussehen völlig ein-
gebüßt und einen modernen Anstrich erhalten hat. Von alten bemerkenswerten Wohn-
gebäuden ist so gut wie nichts mehr vorhanden.

Die katholische Pfarrkirche (tit. S. Petri), erstmalig 119 7 erwähnt, ist ein i. J. 17 21 Katholische
begonnener Barockbau, dessen äußere und innere Ausstattung jeden künstlerischen oder
kunstgeschichtlichen Interesses entbehrt. Das einzig Bemerkenswerte bietet der südlich
am Langhause stehende Glockenturm mit seinen kräftigen Eckstrebepfeilern, der von
der älteren Anlage herrührt und, den Maßwerkfenstem in der Glockensttibe nach zu
urteilen, noch dem 15. Jh. angehört. [Nach Stocker (a. a. O. S. 32) ist die Kirche
i. J. 1721 eingestürzt und 1727 »so weit repariert, daß es nicht mehr an der Wand
herunter in die Kirche regnen kann«. Es scheint also kein völliger Neubau vorgenommen,
sondern das alte Mauerwerk teilweise wieder benutzt worden zu sein.]

An der Mauer des anstoßenden Pfarrhausgartens ist eine große einfache Sandstein- Smdsteioufei
iafel eingelassen mit folgender wunderlichen Inschrift:

Walldorf Ein Marctflect Der Churpfaltz
Ein Schön Nahrhafftes Orth, Gott Erhalts;
Walldorf Ein Unvergleichliches Orth
Weil Auf Walldorff Sich Reimet Kein Wort.
 
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