KARL HOFER. MUZZANO. 1925
Rom hatte außer dem neuen Stil noch ein für
die Zukunft Wichtiges gebracht: die Bekannt-
schaft mit Theodor Reinhart, Winterlhur, wohl
durch den Schweizer Haller vermittelt. Der
große Mäzen, dessen Erben das Werk fortset-
zen und nun noch immer die meisten Bilder
Hofers besitzen, ermöglichte dem Maler unbe-
sorgt um äußere Not seinen Weg zu gehen und
ließ ihn in den Jahren vor dem Krieg zwei
Reisen nach Indien machen. Li dieser Zeit ent-
stehen die Bilder, die am „schönsten" sind, d. h.
nur um der Schönheit selbst willen gemalt. Die
Gestalten, früher gedrungen und fest, sind
schlanker und leichter geworden, die leuchlen-
den tiefen Farben neigen immer mehr zu satten
braunen Tönen des Fleisches im Kontrast zu
weißen Tüchern.
So schien in schneller, klarer Entwicklung klas-
sische Ruhe erreicht, aber noch einmal werden
die Bilder unruhiger, das Licht flackert, die
Gestalten scheinen bewegter, voll mimischen
Ausdruckswillens. Man hat wohl mit Recht an
Greco erinnert, der ja in dieser Zeit neu ent-
deckt als großer Meister erkannt und gefeiert
wurde. „Daniel in der Löwengrube" in der
Mannheimer Kunsthalle ist ein bezeichnendes
Beispiel dieser Stufe.
1913 kehrt er nach Berlin zurück, wird aber
1914 in einem französischen Seebad vom Krieg
überrascht.DreieinhalbJahre Internierung waren
wohl unfruchtbar, aber als Austauschgefangener
ein Jahr in Zürich arbeitet er weiter, und alsnach
dem Kriege wieder Bilder in Deutschland zu
sehen sind, ist man überrascht, ihn scheinbar
gänzlich verändert zu finden. Die flackernde
nervöse Unruhe der Vorkriegsjahre ist einer
neuen scharlen eckigen Formenwelt gewichen,
die Gestalten stehen nicht mehr ungezwungen
in natürlicher Bewegung da, sondern sie sind
in eine fast geometrische Flächenordnung hin-
50
Rom hatte außer dem neuen Stil noch ein für
die Zukunft Wichtiges gebracht: die Bekannt-
schaft mit Theodor Reinhart, Winterlhur, wohl
durch den Schweizer Haller vermittelt. Der
große Mäzen, dessen Erben das Werk fortset-
zen und nun noch immer die meisten Bilder
Hofers besitzen, ermöglichte dem Maler unbe-
sorgt um äußere Not seinen Weg zu gehen und
ließ ihn in den Jahren vor dem Krieg zwei
Reisen nach Indien machen. Li dieser Zeit ent-
stehen die Bilder, die am „schönsten" sind, d. h.
nur um der Schönheit selbst willen gemalt. Die
Gestalten, früher gedrungen und fest, sind
schlanker und leichter geworden, die leuchlen-
den tiefen Farben neigen immer mehr zu satten
braunen Tönen des Fleisches im Kontrast zu
weißen Tüchern.
So schien in schneller, klarer Entwicklung klas-
sische Ruhe erreicht, aber noch einmal werden
die Bilder unruhiger, das Licht flackert, die
Gestalten scheinen bewegter, voll mimischen
Ausdruckswillens. Man hat wohl mit Recht an
Greco erinnert, der ja in dieser Zeit neu ent-
deckt als großer Meister erkannt und gefeiert
wurde. „Daniel in der Löwengrube" in der
Mannheimer Kunsthalle ist ein bezeichnendes
Beispiel dieser Stufe.
1913 kehrt er nach Berlin zurück, wird aber
1914 in einem französischen Seebad vom Krieg
überrascht.DreieinhalbJahre Internierung waren
wohl unfruchtbar, aber als Austauschgefangener
ein Jahr in Zürich arbeitet er weiter, und alsnach
dem Kriege wieder Bilder in Deutschland zu
sehen sind, ist man überrascht, ihn scheinbar
gänzlich verändert zu finden. Die flackernde
nervöse Unruhe der Vorkriegsjahre ist einer
neuen scharlen eckigen Formenwelt gewichen,
die Gestalten stehen nicht mehr ungezwungen
in natürlicher Bewegung da, sondern sie sind
in eine fast geometrische Flächenordnung hin-
50