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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 44.1928-1929

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Straus-Ernst, Louise: Die Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Köln
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Hundert Jahre Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14159#0424

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sten Arbeiten W erke von Frauen. Von Renee
Sintenis sieht man ein großes, weidendes Fohlen
und mehrere Kleinplastiken, die von der über-
ragenden Begabung dieser Frau Zeugnis geben;
Emy Roeder zeigt zwei Gruppen, unter denen
besonders die „Geschwister" in ihren zarten,
aufeinander abgestimmten Formen sehr gelun-
gen sind; Milly Steger ist durch eine Steinfigur

„Rückblickende" von starker Herbheit vertreten.
Man kann dem Deutschen Künstlerbund nur
wünscben, daß er am Ende seines zweiten Vier-
teljahrhunderts ebenso jung und zeitnah da-
sleben möge wie heute; dann werden seine jähr-
lichen Ausstellungen sich zu einer Einrichtung
auswachsen, die aus dem deutschen Kunstleben
gar nicht mehr wegzudenken ist.

Dr. Luise Straus-Ernst

HUNDERT JAHRE KUNSTVEREIN FÜR DIE RHEINLANDE

UND WESTFALEN

In den zwanziger und dreißiger Jahren des ver-
gangenen Jahrhunderts entstanden die Kunst-
vereine in einer Anzahl deutscher Städte nahe-
zu gleichzeitig. Waren bis dahin in Deutsch-
land Kunst und Kunstbesitz nur Angelegen-
heit bevorzugter und begüterter Kreise ge-
wesen, so stellten sich jetzt die Kunstvereine
das demokratische Ziel, durch Veranstaltung
von Kimstausstellungen und Verbreitung von
Gemäldewiedergaben in S tich und Schnitt Kunst
dem breiten Bürgertum zuzuführen, vor allem
aber durch Verlosungen Originalkunstwerke in
das kleinere Bürgerhaus zu tragen. Es ist gar
nicht hoch genug einzuschätzen, was dadurch
in damals materiell schwerer Zeit nach den
Befreiungskriegen die Kunst vereine für Kunst
und Künstler geleistet haben. Der „Kunstver-
ein für die Rheinlande und Westfalen" ging
aber über diese Zeit weit hinaus. Seine Gründer
wußten es durchzusetzen, daß statutengemäß
ein bestimmter Teil derVereinseinnahmen für
monumentale Kunstaufgaben verwandt wurde.
Damit erhielt die rheinische W andmalerei des
19. Jahrhunderts erst ihre materielle Voraus-
setzung. Es würde den Rahmen dieses Berichtes
sprengen, wollte man alle öffentlichen Bauten
und Kirchen in Rheinland und Westfalen und
darüber hinaus aufzählen, die ihren Wand-
schmuck, gemalt oder mosai'ziert, oder ihren
Fensterschmuck dem Kunstverein zu verdanken
haben. Nur ein Ort soll besonders hervorge-
hoben werden, der große mittelalterliche Rat-
haussaal zu Aachen mit Alfred Rethels Fresken.
Viele unserer rheinisch-westfälischen Museen
erhielten wertvolle Zuwendungen. Das Arbeits-
gebiet blieb aber keineswegs auf Malerei be-
schränkt. Gemeinden und Kirchen wurden pla-
stische Kunstwerke zugeführt. Auch den bau-

lichen Wiederherstellungsarbeiten an den Do-
men zu Speyer und W orms lieh der Kunst-
verein die gebefreudige Hand.
Die früheren Vereinsgaben, die sog. Nieten-
blätter, d. h. Stich- und Schnittwiedergaben
nach Gemälden, hat später die neue Reproduk-
tionstechnik verdrängt. Nach freier Wahl stan-
den nun in großer Auswahl den Mitgliedern
als Vereinsgaben Originalgraphik, Kleinplastik
oder literarische Werke aus dem Verlag des
Kunstvereins zur Verfügung. 1902 erschien
das reich ausgestattete Buch „Zur Geschichte
der Düsseldorfer Kunst, insbesondere im
19. Jahrhundert" von Friedrich Schaarschmidt,
1911 ein „Illustriertes Jahrbuch", 1915 und
1917 die beiden ersten Bände der „Baukunst
am Niederrhein" von Richard Klapheck, 1926
„Rheinische Malerei der Biedermeierzeit" von
Karl Koetschan, Walter Cohen und Bern-
hard Lasch, seit 1927 der „Düsseldorfer Alma-
nach", 1928 „Karl Koetschan von seinen
Freunden und Verehrern zum 60. Geburtstage"
von Walter Cohen, K. K. Eberlein und Gustav
Lomnitz herausgegeben, und „Düsseldorfer
Graphik in alter und neuer Zeit" von Paul
Horn, zum Jubiläumsjahr „Die Geschichte des
Kunst Vereins für dieRheinlandeund Westfalen"
von K. K. Eberlein.

Neben den wechselnden Ausstellungen neuerer
Kunst dürfen nicht unerwähnt bleiben die von
Walter Cohen und Gustav Lomnitz seit Jahren
veranstalteten Ausstellungen alter Kunst. Auch
im Mittelpunkt der Jubiläumsfeiern steht eine
„Ausstellung alter Malerei aus Privatbesitz",
die eine Fülle unbekannten und bedeutsamen
Kunstbesitzes aus vier Jahrhunderten der Öf-
fentlichkeit vorführt.

A. K.-S.

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