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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 44.1928-1929

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Werner, Bruno E.: Zum Gedächtnis Wilhelm v. Bodes
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https://doi.org/10.11588/diglit.14159#0279

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ZUM GEDÄCHTNIS WILHELM v. BODES

Als Wilhelm v. Bode starb, betrauerten die den Dienst der Museen. Reisen und Studien
einen in ihm den größten Museumsorganisator auf allen Sammlergebieten bauten an einem
der Welt, die anderen den größten Kunstkenner, beträchtlichen Horizont. Schon damals erwuchs
wieder andere den genialsten Sammler, der sein Plan zur Ausgestaltung und Erweiterung
sich je in den Dienst seines Volkes gestellt der Berliner Museen. Schon damals brachte er
hat. aus aller Welt hervorragende Gemälde und
Wir haben in dem Verstorbenen mehr ver- Skulpturen mit. Vor einem Vierteljahrhundert
loren. Mit ihm ist einer jener in unserer Zeit schuf er das Kaiser-Friedrich-Museum in seiner
ganz selten gewordenen großen Totalmenschen heutigen Form. Dem Berliner Sammlerwesen
dahingegangen. Seine vielen Fähigkeiten waren gab er Initiative und Gesicht. Der großartige
alle nur Ausstrahlungen eines ungewöhnlich Plan des Deutschen Museums war sein Gedanke,
reichen Lebenskerns. Angesichts der Ewigkeit und er besaß die Energie, ihn allen Wider-
wird die Schöpfung des Kaiser-Friedrich-Mu- ständen zum Trotz durchzudrücken. Bis zu
seums, das Bauprojekt des Deutschen Museums, seinem Ende verfolgte erden Bau auf der
die Entdeckung von Rembrandts, die wissen- Museumsinsel mit zäher Hartnäckigkeit, und es
schaftliche Aufhellung der Persönlichkeit Lio- ist vielleicht die einzige unüberwundene Tragik
nardos und viele andere Taten nur die peri- seines Daseins, daß er die Fertigstellung nicht
pherische Leistung eines Tatmenschen sein, mehr erlebte. Er wurde ein souveräner Monarch
wie in jedem Jahrhundert nur wenige geboren in seinem Reich, von einer Gewalltätigkeit
werden. Die Zeitgenossen, die stets geneigt seinen Gegnern gegenüber, die ihren Ausgleich
sind, die Bedeutung eines Mannes auf sieht- in einer unermüdlichen Fürsorge für die größe-
bare Einzelleistungen zu reduzieren, werden ren und vor allem die kleineren Beamten seines
kaum ganz erkennen, was sie mit diesem Mann Museums fand. Neben dieser Tätigkeit fand er
verloren haben, dessen Wesen und Leben Zeit zu grundlegenden Publikationen wie das
einem genialen Biographen einen SlolF bieten monumentale Reinbrandtwerk und die Bücher
kann, wie nur irgendeine Person der Ge- über Adriaen Brouwer oder die Meister der
schichte. italienischen Renaissance.

Man kann einen Menschen wie Bode nicht mit Bis zuletzt erschien er Tag für Tag im Kaiser-
dem üblichen Maß messen. Seine Kennerschaft Friedrich-Museum, auf dessen Leitung er sich
mag manchen Spezialisten begrenzt erscheinen, nach der Xiederlegung seiner Stellung als
sein Urteil mag oft fehlgegangen sein, sein Be- Generaldirektor der staatlichen Museen be-
harren auf seinen Plänen mag ihm den Vor- schränkt hatte, und war belagert von Besuchern
wurf des Eigensinns eingetragen haben, die Art, aus aller Welt, die dem deutschen „Dr. Bode"
seine eigenen Aussprüche plötzlich in Abrede BilderzurBegutachtungvorlegenwollten.Wenn
zustellen, die Politik, die er man den 83jährigen besuchte,
bei seinen Gemäldeerwer- so stieß man auf den un-
bungen und bei anderen Mu- ^^HHR9PP*P^H^^^^ffife"h verwüstlichslen Humor und
seumsfragen verfolgte, mag B eine jugendfrische Kampfes-
oft starke Verurteilung ge- ^^S^li ^^^^Ef freude, vor der die Bezeich-
funden haben,— keinerseiner jffc" nung Greis fast lächerlich
Gegner, und er hatte ebenso- H I erschien und bei der man
viel Feinde wie Bewunderer, Jtk kaum glauben konnte, daß

wird ihm seine Größe ab- man diesen Mann so bald ver-
streiten können. §f£g. 1 lieren würde,einen Menschen.
Kurz nach dem Krieg 1870 ^HBS^^!>Jhm9^HkI^^Ik ^ur dessen Einzelfähigkeiteii
kam er nach Berlin. Er sollte sich wohl Nachfolger finden
Jurist werden, aber sein issen, der jedoch als Total-
Hang trieb ihn zur Kunst- erscheinung unersetzlich

geschichte. 1872 trat er in not. Rias, Salm bleibt. B. E. Werner

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