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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 44.1928-1929

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Cohen, Walter: Der Radierer F. M. Jansen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14159#0280

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F.M.JANSEN. STRASSE AM GARDASEE. RADIERUNG

DER RADIERER F.M.JANSEN

Eigentlich ist er auch Maler. Er ist es so sehr,
daß Jansen mit dieser Uberschrift Unrecht ge-
schieht. Aber ich füge mich einem Wunsche
der Redaktion, die zunächst einmal den Radie-
rungen dieses etwas abseitigen Künstlers gerecht
werden möchte. Auch sei es gleich ausgespro-
chen, daß das fast inbrünstige Ringen des aus
dem Rheinland gebürtigen, aber nicht mit rhei-
nischer Leichtigkeit und Anpassungsfähigkeit
begabten Mannes um die Farbe und ihre Ge-
setze noch keineswegs die von ihm gewünschten
Ergebnisse gebracht hat. Nehen so geglückten
Gemälden wie dem „Gardasee", den man vor
einiger Zeit in einem kölnischen Kunstsalon
sah, stehen mehr oder weniger ausgesprochene
Mißgriffe. Jansen macht es sich selbst und an-
deren sehr schwer, aber mir sind selbst seine
schwachen Bilder immer noch lieber als die
..guten" jener Hochbegabten, die, haben sie erst

einmal Erfolg, nicht mehr Kunstwerke, sondern
Markenartikel zu produzieren scheinen.
Franz M. Jansen, der in Köln geboren wurde,
nun aber schon lange in einem lieblichen Dörf-
chen des Siegkreises, in Felderhoferbrücke,
wohnt, ist heute 44 Jahre alt. Ursprünglich
Architekt, hat er, wie viele andere, Otto Wagner
in Wien, dem Menschen und Lehrer, viel zu
danken. Nach manchem tastenden Versuche
erschien 1913 der erste Radierzyklus: Die
schwarzen Gondeln, Venedig (Verlag J. B. Neu-
mann, Berlin). Seitdem sind die Zyklen eine
regelmäßige Begleitung dieses Künstlerlebens,
das im Auf und Ab alles andere aufzeigt, als
was man sich unter dem Wirken eines Heimat-
künstlers vorstellt. Denn weil Jansen so einsam
lebt, der engeren L mgebung seines bergischen
Landes soviel verstehende Liebe schenkt, ist
er oft zu jener Spezies gerechnet worden, die

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