DOI Artikel:
Feulner, Adolf: Bauskulpturen von Adolf Giesin
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.14159#0215
ADOLF GIESIN.
BAUPLASTIK
BAUSKULPTUREN VON ADOLF GIESIN
Die hier abgebildeten Skulpturen des jungen
Bildhauers Adolf Giesin brauchen keine Er-
klärung und Empfehlung. Die angenehme, auf
solidem Können fundierte Kunst empfiehlt sich
von selbst. Die Verbindung von klassizistischer
Beruhigung — die Frucht der Schule — und
moderner Vereinfachung, großzügiger Stilistik
geht auch dem anspruchsvollen Auge der Heu-
tigen ein. Die dekorative Leichtigkeit und die
Heiterkeit des Inhaltes nehmen ohne weiteres
gefangen. In der strengen Geradlinigkeit und
Flächenhaftigkeit der modernen Architektur
wirken diese lustigen Akzente ungemein reiz-
voll. Das Material, Stampfbeton mit Überarbei-
tung, kommt an sicli den Forderungen moderner
Stilistik entgegen.
Die abgebildeten Reliefs und Figuren finden
sich an Münchner Bauten von Theodor Fischer
und O. O. Kurz. Wahrscheinlich ist München
die einzige Stadt, deren moderne Architektur
immer noch an der Bauplastik hängt. Sie ist
hier ja uraltes Erbe. Sie war schon in der
Gotik vorhanden und sie war besonders beliebt
im Barock. L berall findet man sie, an der Resi-
denz und am einfachsten Bürgerhaus. Früher
hatten die Hausfiguren in erster Linie religiöse
Bedeutung; der Besitzer empfahl sein Haus
einem Schutzpatron. Die Geste an sich hat
etwas ungemein 'Frauliches, Stimmungsvolles.
Aus dem frommen Wunsch wurde dann ein
ästhetisches Bedürfnis. Es wäre sehr zu be-
dauern, wenn diese alte Tradition verschwinden
würde. Nicht nur aus dem Grund, weil die
ßauskulptur ein letztes Refugium der Plastik
ist, die ja in der modernen Kunst immer
mehr an Bedeutung verliert, mehr noch, weil
diese Verbindung von Architektur und Skulptur
an sich zu reizvollen Effekten ausgebaut wer-
den kann und weil die Skulptur dem Bau immer
Stimmung gibt. Der überslrenge Puritanismus
ermüdet. Auf die Dauer werden sich die Ex-
zesse der Sachlichkeit nicht halten.
192
BAUPLASTIK
BAUSKULPTUREN VON ADOLF GIESIN
Die hier abgebildeten Skulpturen des jungen
Bildhauers Adolf Giesin brauchen keine Er-
klärung und Empfehlung. Die angenehme, auf
solidem Können fundierte Kunst empfiehlt sich
von selbst. Die Verbindung von klassizistischer
Beruhigung — die Frucht der Schule — und
moderner Vereinfachung, großzügiger Stilistik
geht auch dem anspruchsvollen Auge der Heu-
tigen ein. Die dekorative Leichtigkeit und die
Heiterkeit des Inhaltes nehmen ohne weiteres
gefangen. In der strengen Geradlinigkeit und
Flächenhaftigkeit der modernen Architektur
wirken diese lustigen Akzente ungemein reiz-
voll. Das Material, Stampfbeton mit Überarbei-
tung, kommt an sicli den Forderungen moderner
Stilistik entgegen.
Die abgebildeten Reliefs und Figuren finden
sich an Münchner Bauten von Theodor Fischer
und O. O. Kurz. Wahrscheinlich ist München
die einzige Stadt, deren moderne Architektur
immer noch an der Bauplastik hängt. Sie ist
hier ja uraltes Erbe. Sie war schon in der
Gotik vorhanden und sie war besonders beliebt
im Barock. L berall findet man sie, an der Resi-
denz und am einfachsten Bürgerhaus. Früher
hatten die Hausfiguren in erster Linie religiöse
Bedeutung; der Besitzer empfahl sein Haus
einem Schutzpatron. Die Geste an sich hat
etwas ungemein 'Frauliches, Stimmungsvolles.
Aus dem frommen Wunsch wurde dann ein
ästhetisches Bedürfnis. Es wäre sehr zu be-
dauern, wenn diese alte Tradition verschwinden
würde. Nicht nur aus dem Grund, weil die
ßauskulptur ein letztes Refugium der Plastik
ist, die ja in der modernen Kunst immer
mehr an Bedeutung verliert, mehr noch, weil
diese Verbindung von Architektur und Skulptur
an sich zu reizvollen Effekten ausgebaut wer-
den kann und weil die Skulptur dem Bau immer
Stimmung gibt. Der überslrenge Puritanismus
ermüdet. Auf die Dauer werden sich die Ex-
zesse der Sachlichkeit nicht halten.
192