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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 44.1928-1929

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Baum, Julius: Neue Kunst in Kleinstadtmuseen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14159#0069

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KARL STIRN ER. ZIRKUS. MUSEUM ULM

NEUE KUNST IN KLE I N ST ADTM U S E E N

Winterthur ist für unsere Tage ein Trost und
eine Mahnung. Dieses Städllein von 50000 Ein-
wohnern besitzt in seinem Museum die Schöp-
fungen nahezu aller bedeutenden Bildhauer und
Maler der letzten Jahrzehnte, Hauptwerke, die
jeder sehen muß, der sich überhaupt mit neuer
Kunst befaßt. Es gibt wohl keine andere Stadt
in Europa, die im A erhältnis zu ihrer kleinen
Einwohnerzahl und ihrem nicht sehr bedeuten-
den Fremdenverkehr eine so großartige Samm-
lung neuer Kunst ihr Eigen nennt. Daß in
Winterthur ein solches Werk geschaffen werden
konnte, ist denn auch keineswegs das A erdienst
der städtischen Verwaltung, sondern aussch ließ-
licb das Werk weniger Industrieller, vor allem

der Mitglieder der Familie Reinhart. In ähn-
licher Weise, wie die Reinhart in Winterthur,
hat seinerzeit in Flagen Karl Ernst Oslhaus das
Folkwang-Museum gegründet. An die Stelle
der Klöster und Fürsten der Vergangenheit sind
heute die Industriellen getreten. Wo sie frei-
gebig sind, kann die Kunst gedeihen; wo sie
fehlen oder auf ihren Geldsäcken sitzen, frieren
die Künste. Etwas besser liegen die Verhältnisse
in den ganz großen Städten, wo der Staat, wie
in Berlin, Hamburg und München, oder die
Stadtverwaltung, wie in Essen, Frankfurt, Köln
und Mannheim, oder Vereinigungen reicher
Kunstfreunde, wie in Bremen. Zürich, einen
Ersatz für die Initiative eines einzelnen Mäzens

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