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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 44.1928-1929

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Mayer, Alfred: Carl Zerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.14159#0121

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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berlin

KARL ZERBE. PIAZZETTA

CARL ZERBE*)

Der kunstsinnige Wilhelm Uhde, der so ent-
schieden für Henri Rousseau in Paris eintrat, hat
1923 den kaum zwanzigjährigen Novizen der
Malerzunft, Carl Zerbe, entdeckt und die erste
Ausstellung seiner Arbeiten bei Gurlitt in Ber-
lin vermittelt. Der ursprünglich zum Studium
der Chemie angehaltene junge Mann lebte da-
mals in Positano bei Neapel, wo sich seine
Neigung zum Malerberuf in die Tat umsetzte.
Sein Lehrer wurde Josef Eberz in München.
Stärker noch fesselte ihn die kühne, ausbre-
chende Verwegenheit eines Dix, und der Künst-
ler steht nun eine Zeitlang zwischen den Polen
dieser beiden verschiedenen Weltbetrachter.
Dann kommt das Erlebnis „Positano", das
immer mehr die frühere Lnselbstständigkeit
bis zur Unkenntlichkeit aufhebt und eine eigene

*. Anläßlich seiner Ausstellung im Kunstsalon Caspari,
München.

Sprache erstehen läßt. Süditalien schärft das
Sehvermögen seiner Augen, und bereits heim-
gekehrt, erschließen sich Zerbe gedanklich neue
Möglichkeiten für die Veduten des erlebten
Straßenbildes. So entstehen aus den mitgebrach-
ten Skizzen jene durch die Varietät der Flächen-
stellungen auffallende Straßen- und Winkel-
stücke, die sich ihm zum bildmäßigen Ausschnitt
runden. Das Landschaftserlebnis Zerbes trifft
sich hier mit den Gefühlen und Impulsen einer
Generation, die der Abstraktion des Expressio-
nismus mit der Y\ irklichkeitsbetonung der
„neuen Sachlichkeit" antwortete. Zerbe ist nicht
verdächtig, sich der Mode verkuppelt zu haben;
denn bald bezeugt er, daß diese Konstellation
nur Durchgangspunkt war, den er rasch hinter
sich läßt. Er findet in seinen Stilleben und Blu-
mengärten den von ihm als notwendig gefühl-
ten Verzicht auf die Kargheit der Farbe. Die

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