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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 44.1928-1929

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Rümann, Arthur: Deutsche Almanache und Taschenbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.14159#0148

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Herausgegeben

DEUTSCHE ALMANACHE

In den Vitrinen unserer Großmutlerzeit finden
wir manchmal noch mitten unter den schon
vergilbten Schätzen als liebes Andenken an ent-
schwundene Zeiten und Menschen zierliche
Büchelchen in Leder oder Buntpapier gebunden,
fast immer mit köstlichen kleinen Kupfer- oder
Stahlstichen geschmückt, aus der Zeit vor hun-
dert und mehr Jahren. Es sind Almanache oder
Taschenbücher, Zeugen einer allen Mode, die
im 18. Jahrhundert und in der ersten Hälfte
des folgenden in hoher Blüte stand.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte fand sich in
der Sammlerwelt wieder ein regeres Interesse
für diese besondere Spezies altertümlicher Mode-
liebhaberei. Es sind eigene Menschen, vielleicht
mit den Kakteenfreunden zu vergleichen, die,
soferne sie nicht Snobismus leitet, eine fast alt-
jüngferliche Zärtlichkeit in ihre Leidenschaft
legen. Mit Argusaugen wachen sie über den ge-
liebten Schätzen, mißtrauisch, daß niemand

UND TASCHENBÜCHER

einen von ihren Lieblingen entführte. Es gibt
Liebhaber der Almanache, die im Laufe ihres
Lebens einen ganzen großen Schrank davon ge-
sammelt haben. Will manaber mit wissenschaft-
licher Neugierde Näheres über den Inhalt, die
Illustratoren, die Kupfer, die literarischen Mit-
arbeiter wissen, so begegnet man meist verle-
genen Blicken: so lieb man seine Schätze auch
hat, so fand man doch keine Zeit, keine Lust,
oder man schob es immer wieder hinaus, sie
nach der Richtung hin zu bearbeiten. Woher
mag das wohl kommen? Wer's einmal mit ein
paar hundert Bändchen versucht hat, kann sich
den Grund wohl denken: es gehört nicht nur
ein sehr liebevolles Herz dazu, sondern auch
eine geduldige Hand, diese kleinen Formate in
ihrer Widerspenstigkeit und Starrheit zu bän-
digen, die kleinen Seiten auseinanderzuspannen,
sie in dem Durcheinander ihrer verschiedenen
Paginierung richtig zu zählen, die Kupfer auf

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