B Kunstbiblluthek
Staatliche Museen
zu Berlin
säge durch die Schen-
kelknochen sägen, sieht
das Blut und die ampu-
tierten Glieder. Solches
H Erleben hält in einem
Menschen, der dieDitige
mit der doppellen
^ Schärfe des Menschen
( und Künstlers gewahrt,
ein Menschenleben lang
vor; man soll sich nicht
j wundern! Man soll sich
nicht darüber wundern,
daß diesem Mann das
ganze Bild des Daseins
1 ein einziger Albtraum,
eine einzige Chimäre,
eine einzige „Gotik" im
Sinn mittelalterlicher
Passionsbilder gcwor-
W den ist — und daß nun
fweiterhin selbst das
I Ml Schöne, das Reizende,
'.- das Heitere, das Lie-
»^üf benswürdige diesem
M^ ^SÜ. Menseben und Maler
f .^^^y^ " ^u a^e ^e'1 durch-
H j zogen ist mit dem ro-
ten Faden des Schrek-
- M kens und hier und dort
. lü ^0>Jff Ä gg^lW^ nugetusehl mit Blut.
vV%-ffj^ wO tT**^*» i^B^^^^^^ Dieser mit furcht barem
I ^Hta» ~~A yfjmr^k Ernstei lebendeMensch
^\>~*/W M und Künstler wird das
Br^^^^^^,JV'* iü^^" Furchtbare dem
ausscheiden können.
MAX BECKMANN. STILLEBEN MIT MARGUERITEN Strand des Mittelmeers,
schone Menschen, die
baden, hübsche Frauen
abends beim Tanz: woh I
Die Entwicklung von etwa 1900 bis in unsere —aber dieser Mann hat die furchtbarsten Gri-
Tage ist nicht nur eine Entwicklung des For- massendes Lebens und des Sterbens gesehen.und
malen, sondern auch ein Erfahren von Inhalten, darum wird es zeitlebens für ihn keine Schönheit
eine Kette von Erlebnissen. Muß man es aus- mehr geben können, die nicht zugleich ein das
sprechen, daß diese Epoche nicht heiter gewesen Blut und den Atem gerinnenmachendes Medu-
ist? Vor dem Krieg die Unruhe der Angst in senhaupt wäre; es wird für diesen Mann zeit-
aller Welt: die sozialen Spannungen, die weit- lebens keine Heiterkeil mehr geben können, die
politischen Spannungen, der Verfall des Ge- nicht einen Moment die Fratze wiese, und keine
schmacks, zum Beispiel im öffentlichen Bau- Komik, die nicht eine Sekunde, ach eine ewige
wesen. Dann der Krieg selbst—undihn nennen Sekunde lang verdammt wäre, etwas Arges zu
heißt ihn aussagen. Beckmann selbstist Kranken- sein. Auch Bosch und Bruegel sind in diesem
träger, Lazarettgehilfe; er hört die Chirurgen- Modernen wiedergekehrt — und übrigens ist
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Staatliche Museen
zu Berlin
säge durch die Schen-
kelknochen sägen, sieht
das Blut und die ampu-
tierten Glieder. Solches
H Erleben hält in einem
Menschen, der dieDitige
mit der doppellen
^ Schärfe des Menschen
( und Künstlers gewahrt,
ein Menschenleben lang
vor; man soll sich nicht
j wundern! Man soll sich
nicht darüber wundern,
daß diesem Mann das
ganze Bild des Daseins
1 ein einziger Albtraum,
eine einzige Chimäre,
eine einzige „Gotik" im
Sinn mittelalterlicher
Passionsbilder gcwor-
W den ist — und daß nun
fweiterhin selbst das
I Ml Schöne, das Reizende,
'.- das Heitere, das Lie-
»^üf benswürdige diesem
M^ ^SÜ. Menseben und Maler
f .^^^y^ " ^u a^e ^e'1 durch-
H j zogen ist mit dem ro-
ten Faden des Schrek-
- M kens und hier und dort
. lü ^0>Jff Ä gg^lW^ nugetusehl mit Blut.
vV%-ffj^ wO tT**^*» i^B^^^^^^ Dieser mit furcht barem
I ^Hta» ~~A yfjmr^k Ernstei lebendeMensch
^\>~*/W M und Künstler wird das
Br^^^^^^,JV'* iü^^" Furchtbare dem
ausscheiden können.
MAX BECKMANN. STILLEBEN MIT MARGUERITEN Strand des Mittelmeers,
schone Menschen, die
baden, hübsche Frauen
abends beim Tanz: woh I
Die Entwicklung von etwa 1900 bis in unsere —aber dieser Mann hat die furchtbarsten Gri-
Tage ist nicht nur eine Entwicklung des For- massendes Lebens und des Sterbens gesehen.und
malen, sondern auch ein Erfahren von Inhalten, darum wird es zeitlebens für ihn keine Schönheit
eine Kette von Erlebnissen. Muß man es aus- mehr geben können, die nicht zugleich ein das
sprechen, daß diese Epoche nicht heiter gewesen Blut und den Atem gerinnenmachendes Medu-
ist? Vor dem Krieg die Unruhe der Angst in senhaupt wäre; es wird für diesen Mann zeit-
aller Welt: die sozialen Spannungen, die weit- lebens keine Heiterkeil mehr geben können, die
politischen Spannungen, der Verfall des Ge- nicht einen Moment die Fratze wiese, und keine
schmacks, zum Beispiel im öffentlichen Bau- Komik, die nicht eine Sekunde, ach eine ewige
wesen. Dann der Krieg selbst—undihn nennen Sekunde lang verdammt wäre, etwas Arges zu
heißt ihn aussagen. Beckmann selbstist Kranken- sein. Auch Bosch und Bruegel sind in diesem
träger, Lazarettgehilfe; er hört die Chirurgen- Modernen wiedergekehrt — und übrigens ist
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