Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (44.1928-1929)

Dossena ist ein ganz großer Künstler, wenn
Stilempfinden, Beherrschung der Technik und
Einfühlung in klassische Kunst als Künstler-
schaft angesprochen werden kann; seine eigene
Erfindungsgabe konnte er freilich nur in be-
grenztem Maß unter Beweis stellen. Wie aber
siebtes mit den Werken? Ihre technische Voll-
endung, ihre künstlerische Schönheit, ihre
Ebenbürtigkeit mit Meislerschöpfungen der
Größten ist ihnen ja von den meisten und von
den einwandfreiesten Kennern und Fachleuten
bezeugt worden. Sind sie nun mit einem Schlag
wertlos geworden? Was macht dann aber den

Wert des Kunstwerkes aus? Sein Aller? Seine
absolut verbürgte Zugehörigkeit zu einem
Künstler, d. h. die Eigenhändigkeit? Und wer
wird es nach diesem krassen Hereinfall noch
wagen, die Eigenhändigkeit eines Kunstwerks
aus vergangener Zeit zu gewährleisten? Muß es
nicht allen Museen angst werden bei Neuerwer-
bungen? Und wie ist es mit dem Wert eines
Kunstwerks „an sich", ohne Rücksicht auf Pedi-
gree und historische Ehrwürdigkeit? Man sieht,
der Fall Dossena öffnet einem Problemkomplex
Tür und Tor, an dem die Kunsttheoretiker
lange herumzuraten haben werden. G.J.W.

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