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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 44.1928-1929

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Weiss, Konrad: Maria Caspar-Filser: eine Studie zur Zeitkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.14159#0331

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MARIA CASPAR-FILSER. FRÜHLING IN DER STADT

MARIA CASPAR-FILSER

EINE STUDIE ZUR ZEITKUNST

Wer die Entwicklung des Künstlerlums der
Frau Maria Caspar-Filser gesehen hat, wie es
wurde und wie es jetzt wieder mit der reichen
und steligen Verdichtung seiner Werke in den
Ausstellungen der Galerie Caspari in München
und der noch größeren, vom Museum der Stadt
Ulm veranstalteten vor Augen kam, der hat an
dem Erlebnis des stillen und sicheren Trium-
phes wirklicher Kunst teilgenommen. Seit etwa
zwanzig Jahren, seit dem Anfang der neuen
Kunstbewegung ist die Kunst dieser Frau in
München herangewachsen, hat, immer gespeist
von der Natur, gegenüber der älteren Natur-
malerei einen neuen Natursinn erkennen lassen,
hat sich selbstsicher von modischen Flalbwerten
freigehalten und ist zu dem Begriff der künst-
lerischen Persönlichkeit geworden, den der

Name Maria Caspar-Filser heute in unserer
deutschen Kunst als eine ganz eigenständige
Potenz bedeutet.

Wenn es nach den Schlagworten in dieser Zeit
gegangen wäre, hätte der Natursinn in der
neuen Kunst den geringsten Anteil haben dür-
fen. Aber der Instinkt des eigentlichen Künst-
lertums setzt sich dagegen aus sich selber fort
und gerade bei dieser Künstlerin behielt er
seine ganz seltene Ungebrochenheit. Man hat
in diesen Ausstellungen wieder Besucher gese-
hen, welche nicht nach Richtungen laufen und
dabei mit halbem Glauben heftig Thesen ver-
treten. Naturkraft zeigt sich wieder als letztes
Band des Verständnisses. Aber dieses Verständ-
nis läßt sich immer durch Schätzung besser
ausdrücken als durch Thesen, weshalb selbst

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