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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 44.1928-1929

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Hildebrand und Marées
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https://doi.org/10.11588/diglit.14159#0350

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schung fähig wäre
das erscheint dann
wohl wie eine Härte
von seiner Seite; man
wird aber bald inne,
daß es nur eigene
Schwäche sein würde,
wenn man sich die-
ser Härte entziehen
wollte. All die kleinen
und großen Illusio-
nen, mit denen man
sich vor sich selbst
und vor der Welt
drapiert, fallen einem
aus den Händen,
wenn man mit Marees
zusammen ist und
wenn man jemals
mitihm auseinander-
käme, so würde dies
ein Zeugnis sein, daß
man nicht stark ge-
nugwäre, ihnauf dem
schmalen und steilen
Pfad, den er geht, zu
begleiten; ob dieser
zum Ziele führt, wer
kann das wissen; daß
aber jeder andere
vom Ziele abführt,
das kann man wis-
sen. . . Der Wert
seiner Persönlichkeit
liegt eben darin, daß
er an diejenigen, die
ihm nahestehen, die
höchsten Ansprüche
macht. . ."
(Fiedler an Hildebrand,
30. März 74.)

„... Marees ist vor-
gestern Abend nach
Rom und so ist es
nun Tatsache, was so
viel Kopfzerbrechen
gemacht. Er war sehr
munter und hat die
Sache so breit wie
möglich gehandhabt,
so daß es mehr den
Anschein eines Aus-
flugs hatte und das

Peinliche sehr geho-
ben wurde... So war
der Abschied nicht
sehr schmerzlich.
Daß Auseinander-
setzungennicht mög-
lich waren, zeigt, wie
sehr wir auseinander-
stehen. .. Er hat in
keiner Weise eine
Verstimmung mer-
ken lassen und hat
alles getan, um die
Sache zu erleichtern.
Mir wars doch trau-
rig..

(Hildebrand an Fied-
ler, 2. Okt. 75, nach
Marees Abschied von
S.Francesco b.Florenz,
Hildebrands Wohn-
sitze, auf dem die
Freunde fast 2 Jahre
zusammenlebten.)

„Ich war also in Rom
und bei Marees, der
erste Eindruck vor
seinen Bildern war
eine große Depri-
miertheit. Eine un-
mögliche scheu ßliche
Technik, die Sachen
in schrecklichstem
Zustand und nur die
dekorative Wirkung
gerettet. Zusammen-
gewürgt mit Mühe
und Verzweiflung,
abgenagt bis zum Ge-
rippe einer Vorstel-
lung. Und die Vor-
stellung so herrlich
bei vielen, vielen Bil-
dern, selbstständig
und hoch und rein
entwickelt. . . Dann
die drei Weiber im
Hain, das Wandbild!
— aber wie verzeich-
net und verslümmelt.
Kurzum, ich habe
gleich gesehn, daß je-
TEILSTÜCKE AUS DEM JÜNGSTEN GERICHT der Gedanke an Aus-
(S. 316) stellen ein Unsinn ist

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