LUDWIG BOCK. FASCHING
Ers a t z auss t eil un g im Deutschen Museum. Das Eild wurde beim Brand des Glaspalastes gerettet
gebäudes des Deutschen Museums die ..Ersatz-
ausstellung" aufzutun. Daß ein im Innern noch
unvollendeter Bau zur Verfügung gestellt wurde,
ist nur zu begrüßen: man konnte so eine Art
improvisierter Innenausstattung ins Leben rufen,
dabei aber — was ich gut und nützlich finde —
den Charakter des Behelfsmäßigen und den
Notstand der Münchner Kunst entsprechend
betonen. Denn dies ist unverkennbar: aufweiten
Strecken dieser Ausstellung sieht es natürlich
nach ..Ersatz - aus; nur die ..Neue Sezession",
die, soweit es sich um die W erke ihrer führenden
Künstler handelt, vom Glaspalastbrand nicht
betroffen worden war, konnte das Beste aus der
Ernte eines Jahres bringen.
Was den Einfang anlangt, so ist der neue Aus-
stellungsrahmen allerdings etwas enger gespannt
als der des Glaspalastes, aber er ist immer noch
weit genug, um den meisten Mitgliedern der
riesigen Münchner Künstlerschaft mit ihren
W erken Platz zu gewähren. Das heißt, daß auch
diese Ausstellungsgelegenheit vielen Münchner
Kunstfreunden etwas zu weitläufig und damit
gleichzeitig zu wenigqualitätfördernd erscheinen
muß. Dem darf freilich entgegengehalten wer-
den, daß jede Ausstellung von heute mehr eine
Angelegenheit der Repräsentation, der Verkaufs-
möglichkeit und der Gelegenheit, allen Mit-
gliedern der Künstlerschaft das Recht der Vor-
stellung zu geben, geworden ist als eine Sache
der Qualitätsauslese. Diese Feststellung soll
keine Verurteilung der Jury sein. Sie wirkte im
Glaspalast und sie wirkte auf der Museumsinsel
nach besten Kräften und mit nobler kritischer
Gesinnung ihres Amts; aber ihrem Wirken sind
nach der sozialen und materiellen Seite hin
Grenzen gezogen. Man weiß, daß eine Über-
produktion da ist und daß die Enzahl von künst-
lerisch Schaffenden, die es in München gibt,
nicht mehr in das veränderte Leben unserer Zeit
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Ers a t z auss t eil un g im Deutschen Museum. Das Eild wurde beim Brand des Glaspalastes gerettet
gebäudes des Deutschen Museums die ..Ersatz-
ausstellung" aufzutun. Daß ein im Innern noch
unvollendeter Bau zur Verfügung gestellt wurde,
ist nur zu begrüßen: man konnte so eine Art
improvisierter Innenausstattung ins Leben rufen,
dabei aber — was ich gut und nützlich finde —
den Charakter des Behelfsmäßigen und den
Notstand der Münchner Kunst entsprechend
betonen. Denn dies ist unverkennbar: aufweiten
Strecken dieser Ausstellung sieht es natürlich
nach ..Ersatz - aus; nur die ..Neue Sezession",
die, soweit es sich um die W erke ihrer führenden
Künstler handelt, vom Glaspalastbrand nicht
betroffen worden war, konnte das Beste aus der
Ernte eines Jahres bringen.
Was den Einfang anlangt, so ist der neue Aus-
stellungsrahmen allerdings etwas enger gespannt
als der des Glaspalastes, aber er ist immer noch
weit genug, um den meisten Mitgliedern der
riesigen Münchner Künstlerschaft mit ihren
W erken Platz zu gewähren. Das heißt, daß auch
diese Ausstellungsgelegenheit vielen Münchner
Kunstfreunden etwas zu weitläufig und damit
gleichzeitig zu wenigqualitätfördernd erscheinen
muß. Dem darf freilich entgegengehalten wer-
den, daß jede Ausstellung von heute mehr eine
Angelegenheit der Repräsentation, der Verkaufs-
möglichkeit und der Gelegenheit, allen Mit-
gliedern der Künstlerschaft das Recht der Vor-
stellung zu geben, geworden ist als eine Sache
der Qualitätsauslese. Diese Feststellung soll
keine Verurteilung der Jury sein. Sie wirkte im
Glaspalast und sie wirkte auf der Museumsinsel
nach besten Kräften und mit nobler kritischer
Gesinnung ihres Amts; aber ihrem Wirken sind
nach der sozialen und materiellen Seite hin
Grenzen gezogen. Man weiß, daß eine Über-
produktion da ist und daß die Enzahl von künst-
lerisch Schaffenden, die es in München gibt,
nicht mehr in das veränderte Leben unserer Zeit
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