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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Eichner, Johannes: Malerei im Raum: zu den Wandbehängen von Luise Klempt
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0364

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MALEREI IM RAUM

ZU DEN WANDBEHÄNGEN VON LUISE KLEMPT

Die neue Baukunst erzieht uns zum Erlebnis
reiner Raumform und klarer Funktion derraum-
begrenzenden Flächen. Dadurch werden wir
einer Frage inne, die das vorige Jahrhundert
noch nicht kannte : welchen Wert bekommt die
Malerei, wenn wir sie nach hergebrachter Art in
das architektonische Gefüge hineinhängen?
Eiferer des architektonischen Gewissens ver-
bannen heute alle Bilder aus dem Hause. Wer
höchst modern erscheinen will, sitzt zwischen
nackten Wänden. Doch auf die Dauer und für
die Allgemeinheit kann die Malerei ihre Stelle
im Leben nicht verlieren.

Ihre Scheinwelt weitet für die Phantasie die Ge-
fänarnisenffe der vier Wände. Durch ihre Un-

nötigkeit bringt sie etwas von überlegenem Spiel
und von wohligem Überfluß in die Nüchternheit
des zweckgebundenen Daseins.
Besäße jeder sein Eigenheim., ständigen Sitz der
Familie, so schüfe der Maler wie in früheren
Zeiten strenger Baugesinnung seine flächen-
haften Gebilde unmittelbar auf die W and. Nun
aber werden die meisten Menschen auf der
großen W ippe des Lebens hin und her geworfen
und tauchen bald hier, bald dort in Mietswoh-
nungen auf. Man braucht Gemälde zum Mit-
nehmen.

Da meldet sich ein einfaches, wunderschönes
\ erfahren, um die ästhetischen Forderungen mit
den praktischen Bedingungen zu versöhnen. W as

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