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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Post, Hermann: Lautrecs Zeichnungen "Au Cirque"
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Vom Sinn des Kopierens, [2]: [zur Mannheimer Ausstellung "Schöpferische Kopieen"]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0178

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seinem Lautreebuch ausdrückt, ..lebt Lautrec, aul seinen lebhaften Wunsch und auf das Be-
wo Degas nur sieht, er gestaltet, wo Degas rechnet treiben seines Freundes Arsene Alexandre ent-
und mißt". lassen. Leider leistete letzterer damit sowohl
Diese Zirkusbilder sind bisher nur einmal — Lautrec als derNachwelt einen schlechten Dienst,
1905 — in Faksimile veröffentlicht worden und, denn Lautrec wurde bald rückfällig und das
soweit hier bekannt, nur ein einziges Mal, und Jahr 1901 brachte den frühen Tod.
zwar auf der großen Lautrecausstellung des Durch den Erwerb dieser Zeichnungen würde
Louvre im vorigen Jahr, ausgestellt worden, der schon an sich große Besitz Amerikas an
Gegenwärtig sind 21 von ihnen in der M.Knoed- Hauptwerken des Grafen Henry de Toulouse-
ler & Co. Gallerie in New-York ausgestellt. Lautrec-Monfa erheblich bereichert werden.
Lautrec erholte sich in der Anstalt sehr und wurde Dr. Hermann Post

VOM SINN DES KOPIERENS

(Fortsetzung von S, 161)

der einem tiefen Gefühl für das Handwerkliche, gäbe in einer Weise zum Bewußtsein zu bringen,
Handschriftliche und die besonderen Entste- wie es bisher uns Betrachtern noch nicht gelun-
hungsbedingungen des alten Gemäldes ent- gen war. Bei manchen Malern (etwa bei Budolf
stammt. Tewes. Eugen Spiro u. a.) verbindet sich mit
Die schöpferische Auseinandersetzung der Ko- ähnlichen objektiven Absichten der Wille, in
pisten-Persönlichkeit mit dem klassischen Vor- der Kopie so etwas zu geben wie eine „restitutio
bild breitet sich naturgemäß in ihren Möglich- in integrum-', eine Erneuerung des ursprüng-
keiten aus zwischen einem objektiven und sub- liehen, frischen Zustandes eines Kunstwerks, —
jektiven Pol — von denen aber beide noch in damals, als es noch ohne den vergilbten Firnis
die Zone eines gestaltenden Persönlichkeitswil- und andere vornehme Alterskrankheiten in erster
lens, in den Bereich der „Meisterkopie" fallen. Farbfrische sich darbot, einer Farbfrische, über
Die Mannheimer Ausstellung hat von den ver- die manche Freunde alter Kunst verblüfft sein
schiedenen Möglichkeiten, die sich zwischen die- würden und die dem Kolorismus moderner
sen beiden Polen darbieten, eine Anzahl Beispiele Malerei viel näher stand, als man heute denken
gebracht und wirkt damit anregend auf den, der möchte. — Eine „restitutio in integrum" in
sich selbst die Aufgabe des Kopierens stellt oder anderem Sinne wird auch da, mehr oder weni-
der sich eine Kopie anzuschaffen wünscht. \ on ger bewußt, angestrebt, wo der kopierende
der objektiven Seite her kommend finden wir zu- Künstler das Format seiner Wiedergabe derar-
nächst jene fast wissenschaftlichen Bekonstruk- tig verkleinert, die Technik der Neugestaltung
tionen, wie sie z.B. der Frankfurter Maler Eduard derartig vereinfacht, dabei aber doch so im
von Bendemann oder in freierer Weise der W ie- Geiste des Urbilds zu bleiben versteht, daß so
ner Prof. Müller-Hofmann zeigen. Beide charak- etwas entsteht wie die Skizze, die Studie, die
terisieren in sich verschieden, aber beide doch der Meister des Originals vielleicht ursprüng-
aus tiefem "V erstehen des alten Y\ erkstoffes und lieh zu seinem später vollendeten Kunstwerk
Werkvorganges heraus, das Kunstwerk gleich- geschaffen haben mag — auch dies natürlich
sam noch einmal gebärend. Der eine erlaubt mit Einschlag des Modern-Persönlichen. Ins-
sich dabei etwa bei "Verkleinerungen oder aus besondere gegenüber dem großen Vorbild des
sonstigem Anlaß gelegentliche ganz aus dem Bubens haben moderne Künstler diesen inter-
Geiste des Alten hergeleitete Variationen, der essanten und lehrreichen VV eg gewählt, lehrreich
andere greift vielleicht nur ein Teilstück, ein ebensosehr für die wahrscheinliche Genese, wie
Detail aus der klassischen Vorlage heraus, für die Anschauungsweise des kopierenden
um es uns durch seine kopierende Wieder- Meisters. Ganz im Gegensatz dazu halten sich

Kunst flir Alle. Jahrg. 47, Hefte, März 193-2

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