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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Wolf, Georg: Zu den Aquarellen von Fritz Gartz
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0233

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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berlin

In Söcking über dem Starnberger See lebt der
Maler Fritz Gartz. Er haust und schafft in einer
Landschaft, die zu den schönsten und eindrucks-
reichsten, zu den zugleich typischsten und wech-
selvollsten des bayerischen Alpenvorlands gehört:
hoher, weiter Himmel, der blitzende See, eine
fast unbegrenzte Schau über Wiesen. Felder,
Y\ älder und Hügel bis zum fern blauenden Wall
der Alpen.

In dieser schönen, erfreuenden Umgebung muß
sich dem Künstler, wenn ich die kurzen Aufzeich-
nungen über die Stationen seiner Entwicklungs-
geschichte recht zu lesen verstehe, ein immer
wieder lebendig aufspringender Wunsch erfüllt
haben: seinem leidenschaftlichen Naturgefühl
geschah hier Genüge in der Möglichkeit, in der
schönsten Landschaft und eng verbunden mit der
Natur zu leben und zu schaffen. Nicht so zu ver-
stehen, daß er, wie es mancher Landschaftsmaler

Siehe dazu auch das farbige Eingangsbild

der alten Schule getan hätte, vor seiner Haustür
oder auf seinem Balkon die Staffelei aufstellte
und als ob nun in unendlichen Varianten und
mit immer neuen Pointen, veranlaßt von Sonne
und Regen, von Wetter und Wind, vom Wechsel
der Jahreszeiten und von der eigenen Stimmung,
eine Chronik oder ein Spiegel der Naturbilder
am Starnberger See entstanden wäre. Von solch
enger Bindung und von so wenig elastischer
Schwingung ist die Kunst des Malers Fritz Gartz
nicht. V\ ohl aber macht ihn der lägliche Umgang
mit der Natur gerade an einem Punkte, wo sie
sich in ihrem festlichsten Gepräge zeigt, geschickt,
jede Landschaft in ihrem Wesentlichen zu er-
kennen, zu erfassen und zu gestalten, gleichviel,
ob sie in Oberbayern, im Breisgau oder im ge-
segneten Maintal gelegen ist.
Der Drang zur Natur war schon dem Knaben
eigen. Das Berliner Großstadtkind, in der Reichs-
hauptstadt im Jahre 1885 geboren, fühlte sich
glücklich, wenn es dem Meer der Mauern ent-

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