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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Eberz, Josef: Über moderne religiöse Wandkunst: sachliches und persönliches von Josef Eberz
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0165

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JOSEF EBERZ. DETAIL AUS DEM CHRIST-KÖXIG-MOSAIK IN DER ST.-GABRIEL-KIRCHE, MÜNCHEN

ÜBER MODERNE RELIGIÖSE WAND KUNST

SACHLICHES UND PERSÖNLICHES VON JOSEF EBERZ

Wie auf fast allen geistigen Gebieten, so steht
unsere Zeit auch in der bildenden Kunst im
Zeichen einer Selbstbesinnung. Sie ist heute nach
all den vielen, oft rein intellektuellen Sonder-
fragen in die Sphäre von Weltanschauungen ge-
treten. So stehen wir also wieder an einem
Anfang.

Pessimisten glauben zwar, daß es mit der Kunst
überhaupt zu Ende sei. Doch diese Epoche, in
der die Kunst nicht mehr im Mittelpunkte steht,
kommt wohl auch dem Sich-klar-werden ihrer
über den Tag hinausgehenden Aufgaben näher.
Jedenfalls bedeutet die Kunst heute nicht mehr
einen persönlichen Luxusartikel. Man empfindet
einen Widerwillen gegen alles rein Geschmäck-
lerische. So viele „gute Stuben"", um all diese
Dinge aufzuhängen, gibt es ja heute gar nicht
mehr. Es ist auch gut, daß allmählich mit so
vielen Schlagworten und Vorurteilen in dieser
harten Zeit aufgeräumt wird, daß nicht mehr
jeder, der für irgend ein phantastisches Problem,

Reproduktionen einiger Glasmalereien lassen wir folgen.

Kunst für Alle, Jahr£r. 47, Heft 5, Februar 1932

dessen Tiefgründigkeit nur dem Hersteller offen-
bar ist. kein Verständnis findet, deshalb ein rück-
ständiger Banause ist. Aber das Wertvolle, das
uns eine nachimpressionistische Zeit gebracht
hat, bleibt bestehen: Die Freude an der starken,
reinen Farbe und ihrer inneren Bedeutung, sowie
der Wille zur großen Form. Es wäre zu billig,
Kunststile der Vergangenheit nur nachzuahmen.
Wir sind ja schließlich alle Kinder der Zeit.
Wie Cezanne den Zusammenhang mit der Tra-
dition für die Entwicklung der Kunst überhaupt
unerläßlich nennt, so gilt dies in ganz beson-
derem Maße für die religiöse Kunst. Daher die
große V erantwortung gerade auf diesem Gebiete.
Und die vielen Fehler rechts und links. Dünne
und geistlose Fabrikklischees auf der einen,
krampfhafte, aus unreligiöser Psyche geborene
Bemühungen auf der anderen Seite. Beides gleich
weit entfernt vom Kern der Sache.
Heute sehnen wir uns wieder nach dem Monu-
mentalen in einem Willen zur Gemeinschaft.
Sicherlich kann man noch nicht von einem
innerlich klaren, bestimmten und gefestigten

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