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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Gebhart, Hans: Moderne Medaillen
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0225

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heinrich mos hage. glück w unschplakette

MODERNE MEDAILLEN

Moderne Medaillen? In der Münchner Staats- eine solcheVerwendung aus. Vorzugsweise war die
Sammlung ließ sich unlängst eine Studentin der Medaille die Form, in der das menschliche Bild-
Kunstgeschichte Barockmedaillen vorlegen, mit nis verewigt wurde. Schier unübersehbar ist die
denen sie sich studienhalber zu befassen hatte. Fülle der überlieferten Profile von Fürsten, Sol-
Zufällig und nebenbei sah sie einige moderne daten und Künstlern. Narren und Gelehrten.
Medaillen. Die Entdeckung kam ihr unvermutet. Heute Photographien man. Privateund fürstliche
Überrascht meinte sie: ..Moderne Medaillen? Ich Kabinette verwahrten die Schaumünzen. Die
dachte, die seien überflüssig geworden! Die Dame Sammler moderner Medaillen sind fast ausge-
steht mit ihrer Meinung nicht allein. Was soll storben ; die Aufnahmefähigkeit öffentlicher
dem gehetzten Zeitgenossen schließlich auch die Sammlungen ist wirtschaftlich beschränkt. Also:
Medaille abgeben? Das bißchen Kunst, mit dem Medaillen sind ..überflüssig". Dem flüchtigen und
er sich allenfalls versieht, kann er überall billiger nur auf das Wirtschaftliche gerichteten Blick mag
undbequemerhaben. Exzentrisch erscheint heute es so scheinen, und zugegeben werden muß, daß
der Gedanke, sich eine Medaille etwa zu kaufen vieles dafür spricht. Doch ist dagegen zu bemer-
oder gar in Auftrag zu geben. Was kann man ken, erstens, daß keine Kunst selbst in ihrer ent-
denn mit so einem Stück Kleinkunst anfangen? legensten und unzeitgemäßesten Erscheinung
Man kann es nicht wie eine Pia- je ..überflüssig" oder hinfällig
stik aufstellen, auch nicht wie ....•» . werden kann : zweitens, lebt die
ein Bild an die Wand nageln — 'n zeitgenössische Medaille unge-
kurz, als Heimschmuck ist es un- /f; '\ achtet der Mißgunst des Tages,
brauchbar. Wohl gab es Jahr- «Vr Ihre im Herbst 1930 in München
hunderte, in deren kultivierter ' , ^s tfU eröffnete Wanderausstellung be-
Häuslichkeit die Medaille auf Mg S *Sy :; \ wies das eindringlich. Wie an-
einem Sims, auf einer Truhe als , r ) ' läßlich dieser Schau klar wurde,
Schaustück lag, nach dem man B| '1 W\y verdankt die Medaille nur zu
in einer beschaulichen Stunde ll| lt i CA einem geringen Teil ihr Dasein
griff. Heute hat man dazu weder ■§ I ^*\ Wj dem Auftrag oder der Bestel-
Lust noch Muße. Auch als Mö- ^> lung. Drittens: Betrachtet man
bei- und Trinkgeschirrapplik die Medaille unter dem Gesichts-
wurde die Medaille einst ge- punkt ihrer wirtschaftlichen

braucht. Die strenge Sachlich- ___________^- Lebensmöglichkeit, so muß zu-

keit der modernen Einrichtung nächst allerdings zugestanden

xmd unseres Hausrates schließt heinrich moshage werden, daß diese zur Zeit ge-

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