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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Jerven, Walter: Kunst und Film
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0094

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Man sah nicht immer nur „Stimmungsbilder", große oder geschickt dekorierte, aber minder-
unecht und unnatürlich, an Bromsilberpostkar- wertige Mahlzeiten zu befriedigen trachtet. Man
ten erinnernd, auf die Sentimentalität und das führt nur durch natürliche Kost zu einem wirk-
Sensationsbedürfnis spekulierend. Man sah in liehen Genuß und zur Erkenntnis des Köstlichen,
einzelnen Filmen Bilder und Szenen, die eine Guten, Schönen.

natürliche, innerliche Atmosphäre ausströmten, Das Wesen aller optischen Kunst liegt in einer

die das W esen von Menschen und Dingen, das konzentrierten, dem Natürlichen entsprungenen,

Gesicht einer Straße und eines Raums zuinnerst ungekünstelten, aber künstlerischen Bildgestal-

erfaßt hatten. Man sah eine künstlerische Glie- hing (Raum und Fläche inbegriffen). Es liegt

derung der Bewesungs- und Bilderfolgen sich darin, das Auge schauend zu machen.

Bahn brechen. Daß diese Erkenntnis sich heute allem Anschein

In diesen Filmen wurde der Blick nicht, wie in nach in immer größerem Maße im Film aus-

so vielen anderen, irregeführt : nicht auf un- drücken will, spricht dafür, daß er daran ist,

wesentliche, ausstattungshafte Momente gelenkt, sich auch die künstlerische Legitimation für den

Er wurde gebannt, auch vom Kleinsten. großen Platz zu erobern, den er schon lange als

Schließlich ist gar nichts erreicht, aber viel ver- technische und industrielle Erscheinung ein-

dorben, wenn das Schaubedürfnis durch frisierte nimmt. Man kann ihn heute künstlerisch disku-

oder wuchtige „Dekorationen-gestillt wird, wie tieren. Man muß ihn beachten. Es soll fortan

man etwa das Eßbedürfnis durch unnatürlich auch in diesen Blättern geschehen. tv alter Jerven

AUS GRANOWSKYS FILM „DAS LIED VOM LEBEN"

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