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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Birkle, Albert: Vom Erlebnis des Malers
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0119

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ALBERT BIRKLE. WINTER IN SCHLESIEN

VOM ERLEBNIS DES MALERS

Das Wesentliche für den Nichlkünstler ist das
Erlebnis, denn es ist das Leben schlechthin.,
während für den Künstler das Gestalten das
Wichtigste ist. Trotzdem hängt das Gestalten
sehr stark von der Intensität des Erlebnisses ab,
und diese wiederum von der Empfänglichkeit
des Herzens. Nicht mit Unrecht wird dem
Künstler eine stärkere Empfänglichkeit zuge-
sprochen, es ist deshalb nicht uninteressant, sich
mit der Art des Erlebnisses und wie es sich
vorbereitet zu beschäftigen.
Die folgenden Zeilen sind sehr persönlich und
wollen sozusagen mir selbst meine Art zu er-
leben erklären. Ich bin der Meinung, daß ein

schreckliches Erlebnis erschütternder und haf-
tender auf den Menschen wirkt, als ein glück-
liches — wohl deshalb, weil es den von allen
Lebewesen als dauerhaft ersehnten Zustand des
Wohlbefindens stört und insofern als uner-
wünschte Ausnahme stärker zum Bewußtsein
kommt. Darum halte ich die Empfänglichkeit
des Herzens für intensiver, wenn von außen her
Ahnungen des Entsetzens eindringen. Baudelaire
sagt: „Spielt in der Ebene der kalte Sturm um
die Beiser — und wird in langen Nächten die
W indfahne heiser — dann öffnet wie nie in
lauer Frühlingszeit — die Seele ihre Babenfit-
tiche weit!" Dann also, wenn Erscheinungen

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