Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0129
DOI Artikel:
Ottmann, Franz: Romantik 1931
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HERBERT REYL-HABIS GH. NÄCHTLICHE STRASSE
als Sohn eines österreichischen Ingenieurs ge-
boren,, verlebte seine Jugend in Linz, studierte
Chemie in Y\ ien. Als Maler ist er völliger Auto-
didakt. Phantastische Federzeichnungen (in
„Simplicissimus" und ..Muskete") hoben ihn
aus dem Dunkel. In die Ausstellungen der Wie-
ner Secession reißen seine Bilder eine scharf
charakteristische Falte: des panischen Entset-
zens, der gruseligen Komik, des eisigen Spottes.
Hart glänzend (wie ein stechender Blick), die
Farben in heftigen Kontrasten, wie von Schleif-
lack überzogen, packen diese Visionen immer
an empfindlicher, w ehrloser Stelle und zwingen
in eine gespenstige blaue Märchen Stimmung, die
von grellem Licht durchpeitscht ist. Wie hier
die „Flucht nach Ägypten", vom blendend wei-
ßen See her fahl erleuchtet indessen dahinter
Über-Dolomiten gleichsam die heimliche Angst
der Fliehenden hinausschreien. Alles Wirre der
Seele „zwischen Traum und Tag" ist die Sphäre
dieses grübelnden Chemikers, in dessen starre
Formelwelt die Phantastik des Lebens wie ein
Harlekin, umtanzt von Windhunden, hinein-
springt. Kein Wunder, daß Meyrink von einigen
seiner Bilder zu kleinen Geschichten inspiriert
wurde.
118
als Sohn eines österreichischen Ingenieurs ge-
boren,, verlebte seine Jugend in Linz, studierte
Chemie in Y\ ien. Als Maler ist er völliger Auto-
didakt. Phantastische Federzeichnungen (in
„Simplicissimus" und ..Muskete") hoben ihn
aus dem Dunkel. In die Ausstellungen der Wie-
ner Secession reißen seine Bilder eine scharf
charakteristische Falte: des panischen Entset-
zens, der gruseligen Komik, des eisigen Spottes.
Hart glänzend (wie ein stechender Blick), die
Farben in heftigen Kontrasten, wie von Schleif-
lack überzogen, packen diese Visionen immer
an empfindlicher, w ehrloser Stelle und zwingen
in eine gespenstige blaue Märchen Stimmung, die
von grellem Licht durchpeitscht ist. Wie hier
die „Flucht nach Ägypten", vom blendend wei-
ßen See her fahl erleuchtet indessen dahinter
Über-Dolomiten gleichsam die heimliche Angst
der Fliehenden hinausschreien. Alles Wirre der
Seele „zwischen Traum und Tag" ist die Sphäre
dieses grübelnden Chemikers, in dessen starre
Formelwelt die Phantastik des Lebens wie ein
Harlekin, umtanzt von Windhunden, hinein-
springt. Kein Wunder, daß Meyrink von einigen
seiner Bilder zu kleinen Geschichten inspiriert
wurde.
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