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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Wolf, Georg Jacob: Willi Reue
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0199

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WILLI REUE.

DER WEG ZUR ALTEN KLOSTERKIRCHE AUF FRAUENCHIEMSEE

niederreißen will, das vor lauter Wollen die
Hauptsache vergißt, die \oraussetzung jeder
Leistung und jeder Tat: das Können, das man
nur durch Lernen erreicht, nicht durch heiße
Debatten und große Worte in trunkenen Atelier-
nächten. Im Zusammenhang damit bekennt sich
Reue zur großen Tradition, besonders zur Tradi-
tion Münchens: zu Schleich und Lier, zu Leibi,
L hde, Slevogt, und bedauert, daß diese Tradition,
als deren letzter Träger Weisgerber und Jager-
spacher zu früh dahingingen, abgebrochen ist.
Für sein Teil will Reue hier weiterbauen, und ich
glaube, daß er dazu berufen ist. Denn wir haben
von ihm nicht nur Bekenntnisse dieser Art, die
er, um mit sich selbst ins Reine zu kommen,
gern literarisch fixiert, ohne daß er darüber sich
zuden „literarischen" Künstlern schlagen wollte,
wir haben auch die positiven Leistungen seines
Schaffens, seine Gemälde, deren mehrere heute
schon von den ernsthaftesten und wählerischsten

Sammlern in ihre Kollektionen aufgenommen
wurden.

Gelegentlich einer vor einiger Zeit von der Ga-
lerie Heinemann in München veranstalteten Aus-
stellung von W erken Reues breitete der Künstler
ein stattliches Segment seines malerischen Wer-
kes vor uns aus. (Was wir gleichfalls gerne ken-
nengelernt hätten: Proben seines plastischen
Schaffens, enthielt er uns leider vor.) Mit weni-
gen Ausnahmen, die Stilleben von gepflegtester
Farbigkeit und ein wie eine Selbstanalyse an-
mutendes Selbstbildnis betrafen, brachte diese
Kollektivausstellung nur Landschaften. Land-
schaftenausverschiedenendeutschenGauen: vom
Rhein, aus dem Isartal. ausderLmgegend Darm-
stadts, von Frauenwörth im Chiemsee, aus dem
Englischen Garten Münchens und in zahlreichen,
unter sich unendlich mannigfaltigen und doch
eng verwandten Variationen: eine Straße an der
Peripherie Münchens, die Angermayrstraße mit

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