Wir greifen aus der Fülle der Schöpfungen ein hege der Zunft und wandelte neue, eigene Wege,
paar Proben heraus. Am Anfang stehe ein etwas Die moderne Medaille — zumal der Nachkriegs-
älteres Stück aus der Reihe der offiziellen Reichs- zeit — verdankt diesem, immer um Neuland
medaillen, die Gedenkmünze des Plastikers Encke kämpfenden Sezessionisten eine Fülle von An-
auf die Totendes Weltkrieges (1924). Bemerkens- regungen und Auftrieb. Zwei Riskuitplaketten
wert ist die gute bildliche Lösung des Gedankens. (Selbstbildnis und Porträt des Reichsbankpräsi-
In einer Strahlengasse zwei Gestalten, die eine denten Luther) geben Zeugnis von dem Schaffen
gebrochen auf den Knien der anderen, die dem der letzten Jahre. Das Selbstporträt: In einem zu-
Licht zuschwebt. Aus der Unbegrenztheit des fälligen und zirkellos gezogenen Kreisrund wie von
Raumes soll das Rund nur ein Ausschnitt sein. ungefähr das Gesicht. Die rechte Gesichtskontur
Jede begrenzende Randandeutung fehlt. Auf der ist vertieft geschnitten, die linke Stirnhälfte ist
Rückseite im vertieften Dreieck die Schrift in überhöht, so daß der Kopf aus dem Raumgrund
gotischer Fraktur (Abb. S. 211). fast wörtlich herauswächst. Diese besondere Tech-
Seitzwei Jahrzehnten wirkt Hans Schwegerle als nik im Verein mit einer graphisch deutlichen
einer der bedeutendsten Repräsentanten moderner Konturierung bewirkt eine reizvoll akzentuierte
Medaillenkunst. Er ist der Klassiker der Münch- Verteilung von Licht und Schatten, und — im
ner Medaille. Sein Stil erwächst aus dem Zug Hinblick auf die geringe Reliefenergie — über-
zum Wesentlichen, der alles überflüssige und raschend plastische Intensität. In der gleichen
spielerische Detail ausschließt. Das Porträt er- Technik ist die Lutherplakette geschnitten, die
scheint bei aller Knappheit der Formung — mit aber im ganzen flacher und graphischer wirkt,
erschöpfender Charakteristik und überlegener Beide Schöpfungen ursprünglich und belebt von
Sicherheit reifen Könnens gemeistert (Abb. einem eigentümlich nervösen Rhythmus (Abb.
S. 213). S. 211 und 212 oben).
ig2g erließ der Reichsbund des deutschen Maler- Unter den jungen Plastikern der Gegenwart nahm
und Lackiererhandwerks ein Medaillenpreisaus- sich mit viel Gefühl Heinrich Moshage der Me-
schreiben. Der 1. Preis wurde der Medaille mit daille an. Ein köstliches Stück gepflegten Ge-
dern hl. Lukas des Münchners Hans Lindl zuer- schmacksistseineBraklmedaille(S.2 i2)mitibrem
kannt. Sie vereinigt mit der unkonventionel- glücklichen Zusammenklang von Schriftund Bild,
len Darstellung des Patrons klare Komposition Bemerkenswert die amüsant lebendige Unge-
und gediegene Stilisierung. Eine glückliche zwungenheit der Rückseite, die auf alle allegori-
Hand verrät auch die Medaille der Stadt Dan- sehe Öde wohltuend verzichtet. EinVerdienstMos-
zig von dem gleichen Künstler. Immer ist und hages ist die Pflege der fast vergessenen Gelegen-
war es eine peinliche Aufgabe, eine Stadtan- heitsplakette. Fabulierer, der er ist, mit einer spru-
sicht in dem beschränkten Raum eines Medail- delnden Fülle von Einfällen schuf er eine Reihe
lenrunds zur Darstellung zu bringen. Das Male- von reizvoll geistreichen plastischenlmprovisatio-
rischeund Weitschwei- nen (Abb. S. 210). Die
fige des Vor wurfs wider- launige Plakette „Viel
strebte den urtümlich - Glück" verdient einen
plastischen Möglich- ; , besonderen Hinweis,
keiten der Schaumün- Damit sei diese Aus-
ze. Hier ist das Problem J <^ wähl zeitgenössischer
befriedigend gelöst. Die »A Medaillen und Plaket-
vorsichtigeStilisierung ten beschlossen. Ist sie
verwischt nicht das ge- \ auch notwendig be-
genständlich Gegebene fl 1 schränkt, so kann sie
des Stadtbildes und wohl eine wenigstens
verträgt sich gut mit jpg andeutende und viel-
den Stilgesetzen der W leicht auch anregende
Medaille. Vorstellung von diesem
Die Entwicklung der entlegenen Gebiet heu-
Medaille war im gan- ../ tigen Kunstschaffens
zen wohltemperiert. / vermitteln. Zu wün-
Ludwig Gies — der ^ggdpPBW1* sehen bliebe, daß sie
jetzt in Berlin lebende ein Kleines dazu bei-
Bildhauer —■ brach trage,die unverdient ge-
nach zahmen Anfän- ringe Resonanz, die die
gen bereits während des hans schweges le. porträtplakette Medaille bisherfand, zu
Krieges aus dem Ge- Stefan George verstärken. H.Gebhart
Kunst für Alle, Jahrg. 47, Heft 7, April 1932
213
28
paar Proben heraus. Am Anfang stehe ein etwas Die moderne Medaille — zumal der Nachkriegs-
älteres Stück aus der Reihe der offiziellen Reichs- zeit — verdankt diesem, immer um Neuland
medaillen, die Gedenkmünze des Plastikers Encke kämpfenden Sezessionisten eine Fülle von An-
auf die Totendes Weltkrieges (1924). Bemerkens- regungen und Auftrieb. Zwei Riskuitplaketten
wert ist die gute bildliche Lösung des Gedankens. (Selbstbildnis und Porträt des Reichsbankpräsi-
In einer Strahlengasse zwei Gestalten, die eine denten Luther) geben Zeugnis von dem Schaffen
gebrochen auf den Knien der anderen, die dem der letzten Jahre. Das Selbstporträt: In einem zu-
Licht zuschwebt. Aus der Unbegrenztheit des fälligen und zirkellos gezogenen Kreisrund wie von
Raumes soll das Rund nur ein Ausschnitt sein. ungefähr das Gesicht. Die rechte Gesichtskontur
Jede begrenzende Randandeutung fehlt. Auf der ist vertieft geschnitten, die linke Stirnhälfte ist
Rückseite im vertieften Dreieck die Schrift in überhöht, so daß der Kopf aus dem Raumgrund
gotischer Fraktur (Abb. S. 211). fast wörtlich herauswächst. Diese besondere Tech-
Seitzwei Jahrzehnten wirkt Hans Schwegerle als nik im Verein mit einer graphisch deutlichen
einer der bedeutendsten Repräsentanten moderner Konturierung bewirkt eine reizvoll akzentuierte
Medaillenkunst. Er ist der Klassiker der Münch- Verteilung von Licht und Schatten, und — im
ner Medaille. Sein Stil erwächst aus dem Zug Hinblick auf die geringe Reliefenergie — über-
zum Wesentlichen, der alles überflüssige und raschend plastische Intensität. In der gleichen
spielerische Detail ausschließt. Das Porträt er- Technik ist die Lutherplakette geschnitten, die
scheint bei aller Knappheit der Formung — mit aber im ganzen flacher und graphischer wirkt,
erschöpfender Charakteristik und überlegener Beide Schöpfungen ursprünglich und belebt von
Sicherheit reifen Könnens gemeistert (Abb. einem eigentümlich nervösen Rhythmus (Abb.
S. 213). S. 211 und 212 oben).
ig2g erließ der Reichsbund des deutschen Maler- Unter den jungen Plastikern der Gegenwart nahm
und Lackiererhandwerks ein Medaillenpreisaus- sich mit viel Gefühl Heinrich Moshage der Me-
schreiben. Der 1. Preis wurde der Medaille mit daille an. Ein köstliches Stück gepflegten Ge-
dern hl. Lukas des Münchners Hans Lindl zuer- schmacksistseineBraklmedaille(S.2 i2)mitibrem
kannt. Sie vereinigt mit der unkonventionel- glücklichen Zusammenklang von Schriftund Bild,
len Darstellung des Patrons klare Komposition Bemerkenswert die amüsant lebendige Unge-
und gediegene Stilisierung. Eine glückliche zwungenheit der Rückseite, die auf alle allegori-
Hand verrät auch die Medaille der Stadt Dan- sehe Öde wohltuend verzichtet. EinVerdienstMos-
zig von dem gleichen Künstler. Immer ist und hages ist die Pflege der fast vergessenen Gelegen-
war es eine peinliche Aufgabe, eine Stadtan- heitsplakette. Fabulierer, der er ist, mit einer spru-
sicht in dem beschränkten Raum eines Medail- delnden Fülle von Einfällen schuf er eine Reihe
lenrunds zur Darstellung zu bringen. Das Male- von reizvoll geistreichen plastischenlmprovisatio-
rischeund Weitschwei- nen (Abb. S. 210). Die
fige des Vor wurfs wider- launige Plakette „Viel
strebte den urtümlich - Glück" verdient einen
plastischen Möglich- ; , besonderen Hinweis,
keiten der Schaumün- Damit sei diese Aus-
ze. Hier ist das Problem J <^ wähl zeitgenössischer
befriedigend gelöst. Die »A Medaillen und Plaket-
vorsichtigeStilisierung ten beschlossen. Ist sie
verwischt nicht das ge- \ auch notwendig be-
genständlich Gegebene fl 1 schränkt, so kann sie
des Stadtbildes und wohl eine wenigstens
verträgt sich gut mit jpg andeutende und viel-
den Stilgesetzen der W leicht auch anregende
Medaille. Vorstellung von diesem
Die Entwicklung der entlegenen Gebiet heu-
Medaille war im gan- ../ tigen Kunstschaffens
zen wohltemperiert. / vermitteln. Zu wün-
Ludwig Gies — der ^ggdpPBW1* sehen bliebe, daß sie
jetzt in Berlin lebende ein Kleines dazu bei-
Bildhauer —■ brach trage,die unverdient ge-
nach zahmen Anfän- ringe Resonanz, die die
gen bereits während des hans schweges le. porträtplakette Medaille bisherfand, zu
Krieges aus dem Ge- Stefan George verstärken. H.Gebhart
Kunst für Alle, Jahrg. 47, Heft 7, April 1932
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