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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Bier, Justus: Lyonel Feininger
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0240

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LYONEL FEININGER. SCHÄRENKREUZER. 1950

Museum Elberfeld

LyONEL FEININGER

Die Ausstellung, die die Nationalgalerie in Ber-
lin anläßlich des 60. Geburtstages Feiningers
veranstaltet hat, hat eine Resonanz gefunden,
wie man sie niemals erwarten konnte. Auch in
den Ausstellungen, die das Folkwangmuseum
in Essen, die Galerie Neue Kunst Fides in
Dresden und die Kestner-Gesellschaft in Han-
nover veranstaltet haben, konnte die gleiche
Beobachtung gemacht werden, daß Feiningers
Kunst Menschen zu fesseln vermochte, die sonst
moderner Malerei völlig verständnislos gegen-
überstehen. Nun hat die naturalistische Seh-
gewöhnung, die im Bild die objektive Wieder-
gabe konkreter Natur, nicht die getreue For-
mung subjektiven Erlebens sucht, seit jenen
denkwürdigen Ausstellungen, die I. B. Neumann
in Berlin und Küppers in der Kestner-Gesell-
schaft in Hannover im Jahre 1919 von Feiningers
Werk veranstaltet hatten und die diese Bilder
zuerst einem größeren Kreis zugänglich mach-
ten, seither eine so grundlegende Erschütte-
rung erfahren, daß der kubistische Aufbau der

Feiningerschen Bilder heute kaum mehr eine
Hinderung ihrer Aufnahme bedeutet: die Bilder
zu „sehen"' dürfte heute nur wenigen Menschen
noch Schwierigkeiten bereiten. So öffnet sich
denn der innere Gehalt dieser Malerei, der eisen-
tümliche Zauber der Farbe und die Größe und
Unmittelbarkeit des Naturerlebnisses, das in
allen diesen Bildern der Ausgangspunkt der
künstlerischen Schöpfung ist. Es ist das Erleb-
nis des Meeres und seiner Stimmungen, der
strahlenden Segler und der gespensterhaft aus
dem Nebel tauchenden Dampfer, der Sonnen-
untergänge über der verhangenen See, der Stim-
mungen vor und nach dem Gewitter, und das
Erlebnis alter Städte und Dörfer, ärmlicher
Winkel, die juwelenhaft in farbigem Licht auf-
glühen, und abweisend strenger Kirchen, Türme
und Brücken, — ein romantisches Erlebnis der
Natur und menschlicher W'erke, das sich auf
eigentümliche Art der Eigengesetzlichkeit bild-
nerischen Aufbaus, der mathematischen Durch-
klärung der zeichnerischen Bildstruktur ver-
 
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