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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Dangers, Robert: Wilhelm Busch: zum 100. Geburtstage am 15. April 1932
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0251

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WILHELM BUSCH. MALER MIT PALETTE

Neue Pinakothek. München

ruhig neben Menzel und Leibi behaupten können.
Busch ist als Maler und Zeichner noch die ein-
zige schmerzliche Lücke in den deutschen Mu-
seen. Seine Stimme fehlt bisher im ig. Jahrhun-
dert, und sie wird sich gut behaupten, wenn man
ihr den Platz einräumt, der ihr zukommt.
Wilhelm Busch ist sogar Plastiker. Es gibt rund
ein Dutzend kleine Plastiken aus Gips und Ton
von ihm. Die größte Qualität hat zweifellos das
kleine Werk „Kellermeister und Teufel", eine
Tonplastik in Berliner Privatbesitz.
Busch ist nicht nur der Dichter der Knittelverse,
er ist auch Prosadichter ganz eigenster Prägung.
In den achtziger Jahren hat Ed. Daelen eine gut-
gemeinte, aber etwas verballhornte Lobschrift auf
Busch losgelassen. Es waren allerlei Unrichtig-
keiten und Dreistigkeiten darin. Busch war em-
pört und hat dem Autor ordentlich den Kopf ge-
waschen. Um sich dann die lästigen Mücken vom
Hals zu halten, griff er zur gemütlichen Notwehr
und schrieb jene herrlichen Prosaseiten: „Was

mich betrifft". Um ihnen eine gehörige Wirkung
zu verschaffen, veröffentlichte Busch sie damals
sofort in der „Frankfurter Zeitung". Diese weni-
gen Prosaseiten sowie die spätere Variation: „Von
mir über mich" gehören zu den besten Seiten
deutscher Prosa. Die Sprache ist so knapp, bün-
dig, bestimmt, und sie ist voll Deutung und Sym-
bol. Sie ist gegenständlich und anschaulich, daß
man meint, die beschriebenen Dinge und Gedan-
kengänge springen einem entgegen. Der knappe,
bündige Prosadichter war bei dem genialen Zeich-
ner Busch in der Lehre. Auch seine beiden klei-
nen märchenhaften Bomane sind Prosakunst-
werke von so verdichteter Gestaltungskraft, daß
sie sich für die Zukunft vielleicht stärker erwei-
sen werden als die Bildergeschichten.
Wenn bei Busch der 100. Geburtstag kein bloßer
Kalenderfetischismus bleiben soll, dann müßte er
zu einem Entdeckungstag werden für den uner-
kannten großen Graphiker Busch, für den Maler
Busch und für den Prosadichter. Dr.Robert Dangers

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