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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Uhde-Bernays, Hermann: Deutsche und schweizer Meister in der Sammlung Oskar Reinhart, Winterthur: zu ihrer Ausstellung in Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0271

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DEUTSCHE UND SCHWEIZER MEISTER IN DER SAMMLUNG
OSKAR REINHART, WINTERTHUR

ZU IHRER AUSSTELLUNG IN BASEL

Oskar Reinharts Sammlung in dem schönen
museumsartig gehaltenen Anbau seines Hauses
am Römerholz oberhalb von YYin terthur ist schon
seit Jahren eine Stätte mit starker Anziehungs-
kraft für die Freunde echter Kunst geworden.
Sie zeugt nicht allein von der tiefen und treuen
Liebe des Resitzers zu den W erken. die er mit
sicherem Blick zu seiner Umgebung gewählt hat.,
sie steht in den unerhörten Erschütterungen der
Gegenwart fest da, wie ein sieghaftes Bollwerk
gegen die finsteren Mächte, die allen Glauben
an das Edle und Große, alles Gefühl für Wert
und Qualität künstlerischer Schöpfungen, alle
Äußerungen individuellen und genialen W esens
vernichten wollen, und sie bekundet, daß ein
Untergang des Abendlandes nicht zu fürchten
ist, solange Persönlichkeiten wie Oskar Reinhart
sich erfolgreich um die Rettung europäischen
höchsten Kunstgutes bemühen. Die Sammlung
Oskar Reinharts ist heute fast mit symbolischer
Nebenbedeutung ein letzter Hort der Überliefe-
rung eines stolzen, kaum erst abgeschlossenen,
uns gleichwohl bald entfernten, bald wieder in
der Erinnerung vertrauten Zeitalters.

Reinhart hat bisher umfassende öffentliche Aus-
stellungen aus seiner Sammlung vermieden. Es
scheint ein prinzipieller Anlaß zu sein, der ihn
nunmehr veranlaßt haben mag, seine Zurück-
haltung aufzugeben und die neu zusammenge-
brachte Abteilung der deutschen und schweize-
rischen Gemälde des 19. Jahrhunderts für einen
Monat der Kunsthalle in Rasel zu überlassen.
Auch die Wahl dieses Platzes ist bezeichnend.
Rei aller strengen schweizerischen Eigenart ist
hier, wo bereits mehrfach Ausstellungen deut-
scher Kunst Erfolg hatten, unmittelbar an der
Grenze des stammverwandten badischen Lan-
des, eine Kultur zu Hause, die gerade für die von
Reinhart getroffene Auswahl besonders emp-
fänglich ist. An einer politisch neutralen, aber
doch gefühlsmäßig leicht anzuregenden Stelle
der Schweiz durfte Reinhart nachdrücklich für
seine Überzeugung eintreten, daß die deutsche
Malerei der Neuzeit eine eigene und selbständige
Größe besitzt, die, von den Romantikern begin-
nend bis zu den tüchtigen Realisten und Impres-
sionisten am Ende des Jahrhunderts, Werke viel-
leicht nicht von solcher Fülle und Erregung der

Kunst für Alle, Jahrg. 47. Heft 9, Juni 1932

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