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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Heilmaier, Hans: Bilder aus der Provence von André Derain
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0330

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Picasso. Leger setzten das einmal Begonnene fort :
Matisse in seiner Art nicht minder. Ihr Jugendwerk
bestätigte sich mehr und mehr in der Reife. Doch
der Kreis der Amateure, das kunstbeflissene Publi-
kum fand nicht so leicht den Faden wieder, um
anzuknüpfen. Bewerkstelligte sich doch gerade zu
diesem Zeitpunkt eine Auslese, die zunächst mehr
\ erwirrung als Klarheit in die Köpfe brachte.
Gleizes, Metzinger, Delaunay u. a. versagten jetzt,
da die Persönlichkeit sprechen sollte, gründlich und
auf immer. Ähnlich stand es um die einstige Gruppe
der „Fauves". Lediglich Matisse, Dufy und Rouault
bestätigten mit ihren Xachkriegsbildern das Schöp-
ferische in der Eigenart. Ein Vlaminck oder Friesz
begnügten sich mit der flauen Wiederholung des
einmal Erworbenen bis zum Leerlauf. Über viele
andere ließe sich das gleiche behaupten.
Wie aber steht es um Derain'? — Der Maler des
„Pierrot et Arlequin" stellt sein in allen Techniken
erprobtes Wissen, seine genaue Kenntnis der Alten
in den Dienst eines am Stofflichen sich berauschen-
den Schaffens. Er versteht sich wie keiner auf die

„belle matiere", und sein Pinsel weiß um die ange-
nehme W irkuna eines reizvollen Farbflecks, schmei-
chelnder Konturen und aufgesetzten Lichts. Es ist
mehr die Freude am saftigen Stück als am organi-
schen Ganzen aus seinen Stilleben, Akten, Porträts
und Landschaften herauszulesen.
Und gerade iene letzten Winterbilder aus der Pro-
vence lassen alles Übrige sekundär erscheinen. Derain
zieht aus seiner 35jährigen Malerexistenz den am
wenigsten erwarteten Schluß: er malt schöne Bilder
und verzichtet auf Gestaltung.

Cezannes einzelne AYerke sind nicht durchwegs voll-
endet und schön, aber sie bereichern unser Y\ eltbild
um eine neue tiefe Sensation. Sie lieferten der
kommenden Generation die Bausteine zu eigenem
Schaffen und nicht etwa zu falscher Interpretation.
Van Goghs Einfluß blieb latenter, aber die züngeln-
den Brände seiner x\rleser Bilder bereiten auf den
Maler der Odalisken vor: Matisse.
Derains Beitrag zur Gegenwartskunst bleibt unter
diesem Gesichtspunkt einstweilen noch in Frage ge-
stellt. Hans Heilmaier

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