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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Projektiertes Kunst-Ausstellungsgebäude in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0360

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baus als Konzerthalle durch Einbau eines Podiums
vorerst nur für die acht V\ intermonate vorgesehen,
während deren die beiden Flügelbauten an der
Elisenstraße für Ausstellungszwecke vollauf genügen.
Bei einer möglichen. ja zu erwartenden Vermin-
derung der Kunstproduktion in kommenden Zeiten
oder bei einem noch immer zu erhoffenden Verzicht
auf eine so massenhafte Anhäufung von Kunst-
werken zugunsten quantitativ eng begrenzter, kri-
tisch streng gesichteter Darbietungen aber könnte
der Hauptkörper dauernd für Symphonie- und Chor-
konzerte zur Verfügung stehen.

Abels Projekt stellt selbstverständlich nur eine der
möglichen Lösungen der Bauaufgabe dar. Aber der
städtebaulich und ausstellungstechnisch wohldurch-
dachte Entwurf gibt gewisse Bichtlinien, die bei
allen weiteren Entscheidungen mitsprechen sollten.
So vor allem Abels Verzicht auf monumentales
Pathos und pomphafte Bepräsentation zugunsten
einer vornehm-diskreten Sachlichkeit.
Abel geht bei der städtebaulichen Einordnung des
Neubaus überaus taktvoll vor, ja er ordnet den Aus-
stellungsbau der gegebenen Situation nicht nur ein,
sondern insofern auch unter, indem er sich streng
an das durch die Bandbebauung der Grünfläche
gegebene Achsensystem hält. Er schiebt den Haupt-
bau soweit nach Westen, daß seine Längsachse mit
der Achse der kleinen Verbindungsstraße (Luitpold-
straße) zusammenfällt, die von der vor den Nord-
fronten der beiden Justizgebäude vorbeiführenden
Elisenstraße nach Süden führt. Damit erhält der
Platz zugleich seinen architektonischen Schwerpunkt
im Südosten, wo ihn gegen Süden der in seiner
virtuosen Formbehandlung imposante alte Justiz-
palast von Thiersch abschließt. In gleicher Weise
wird dem axialen Anspruch der von Norden auf
die Mitte der Grünfläche stoßenden Arcisstraße
Genüge getan und in Gestalt eines kleinen Pavil-
lons (Bestaurant.) ein ..Blickpunkt" geschaffen.

Auch das unglückliche neue Justizgebäude mit
seinem Turm ist in die Gesamtwirkung sorgsam
einkalkuliert.

Der Bau selbst ist als Bahmenbau in Eisenbeton
mit Leichtsteinausmauerung und einer Verkleidung
aus Kunststeinplatten projektiert. Er enthält gegen-
über einer Gesamtnutzfläche des alten Glaspalastes
von rund 11 ooo qm eine solche von rund 14200 qm,
von denen etwa 7900 qm (alter Glaspalast 8100 qm.)
für Ausstellungszwecke verfügbar sind. Die Wand-
flächenlänge des neuen Baues entspricht mit 2500
lfd. m ungefähr der des alten Aussiellungsbaus.
Die drei verschiedenen großen Abteilungen, äußer-
lich gekennzeichnet durch Kernbau und die beiden
Flügel längs der Elisenstraße, sind von einer „Ehren-
halle" aus zu betreten. Sämtliche Bäume sind ohne
Mittelstützen frei überdeckt. Durch Einbau eines
inneren Glaskörpers aus lichtzerstreuendem Pris-
menglas, der in der Höhe der Bildwand (5 m) an-
setzt, ist die denkbar beste, bei Tag und künstlicher
Beleuchtung etwa gleichwertige Belichtung der
Ausstellungsräume gewährleistet. Ein gleichmäßig
auf alle Bäume verteiltes System von Steckdosen
zur Anbringung von Wänden in rechtwinkliger und
diagonaler Bichtung gestattet eine vielseitige, den
verschiedensten Darbietungszwecken gerecht wer-
dende Raumaufteilung. Auch können die 5 mhohen
Bildwände im oberen oder unteren Teil in belie-
biger Höhe vorgezogen werden, um Ausstellungs-
räume für kleinere Bilder und Stellflächen für
plastische "Werke zu schaffen. Damit ist in vorzüg-
licher Weise dem Bedürfnis nach auswechselbaren
Einbauten und freier, beweglicher Baumgestaltung
Rechnung getragen : es lassen sich im durchgehen-
den Hallenbau mit diesen fliegenden Wänden Unter-
abteilungen mit beliebiger Betonung der Zusammen-
gehörigkeit und des Trennens schaffen, wie es sich
ein moderner Museumsmann nicht besser wünschen
könnte. — - - —

ENTWURF DES NEUEN KUN ST AU S STE 1.1. U N G S GE BAU DES FÜR MÜNCHEN
Das Bild zeigt die Gesamt"\virkung des neuen Entwurfes mit den
den Hintergrund bildenden J u s t i z g e b ä u d e n

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