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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Lindemann, Reinhold: Zu den Bildern von Johannes Greferath
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0399

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JOHANNES GREFERATH.

FRÜHLING AM RHEIN

gebenden Realität, eben der Farbe., als musikalisch-
farbige \ ision, nach der er dann, unabhängig
vom naturalistischen A orwurf, mittels der abso-
luten Klangkraft moderner Farbkultur in einem
sinnlichen und doch -wieder mehr als sinnlichen
Gleichnis das Bild der \atur noch einmal
aufbaut.

Daß Greferath diese absolute Farbharmonik seiner
Gemälde, die im Grunde liedmäßig-lyrisch ge-
stimmt ist. niemals ins Dekorative, Exotische oder
Phantastisch-Übersteigerte abgleiten läßt, sondern
bei höchster malerischer Souveränität die heimat-
liche Lokalisierung des Landschaf tsbildes eindeutig
verwirklicht, kennzeichnet den weit mehr als bloß
subjektiv bedingten Farbsinn seines Malerauges, der
die Treue eines Liebenden und Xaturfrommen ist.
Greferath, der heute in einem sonnigen \\ inkel
zwischen Rhein und Sieg lebt, ist von Geburt aus
Xiederrheiner, und die Begegnung mit Rembrandt,

dem großen heimatlichen Genius, wurde zu seiner
tiefsten Selbstbegegnung; aber der Tropfen spani-
schen Blutes, der vielleicht voni\ ater her durch seine
Adern rollt, ließ ihm ebensosehr Spanien, das Land
allerglühenden Farbenfreude, zum entscheidenden
Erlebnis seiner Entwicklung werden. Rembrandt
und Spanien, Vision und Impression, klingende
\Yeltseele und farbiger YVeltzauber — das ist durch-
aus die bezeichnende und berückende Mischung,
die sich in Greferaths reifsten Landschaften voll-
zogen hat: ob er nun den „Frühling am Rhein-
mit all seinem farbigen Dunst und Duft malerisch
besingt, eine Parkszene aus Sevilla in ein von Licht
und Sonne bebendes Strichgefüge auflöst oder,
wie auf einem südspanischen Hafenbild, den auf-
klingenden Farbzauber südlicher Nacht zu raum-
hoher Y\ ölbung rundet über den Lichtern der Stadt
und ihren spiegelnden Y\ assern.

Reinliold Lindemann. Frankfurt a. M.

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