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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Hoeber, Karl: Strassburg als Kunststätte
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0120

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Karl Haber: Strassburg als Kunststätte.

Ruhende Müve, modelliert von E. Nielsen -320 mm lang:. Porzellan von Bing* & Grondahl, Kopenhagen.
Herlin, Kunstgewerbemuseum. Aus: R. Borrmann, Moderne Keramik. Verl. v. H. Seemann Nachf. Leipzig.

handwerksmässigen Betrieb entwunden und
zu höherer, künstlerischer Vollendung ge-
bracht. Es beginnt in der zweiten Hälfte
des i5. Jahrhunderts die in Strassburg
mit eigenem Geschick gepflegte Tätigkeit
des illustrierenden Druckes, für welche
Künstler vom Range Albrecht Dürers und
Hans Baidungs gen. Grien die Vorlagen
arbeiteten. Nachdem der Renaissancege-
schmack, dem realistischen Drang der
Zeit nachgebend, auch im Druckergewerbe
herrschend geworden, fand er seine
populäre Anwendung in der Buchillustra-
tion, namentlich in den Werken der
Humanisten und den ungemein verbrei-
teten Schriften der Strassburger Satiriker
Sebastian Brant, Thomas Murner und
Johannes Fischart

Wenn auch im 17. Jahrhundert unter
der unheilvollen Wirkung verheerender
Reichs- und Bürgerkriege Strassburg
seinen ehemaligen Ruf als Pflegerin des
Kunstgewerbes einbüsste, weil die selb-
ständige und urwüchsige Kraft der Meister
geschwunden war, so trat die Stadt im
18. Jahrhundert wieder in den Vordergrund
der künstlerischen und industriellen Be-
wegung. Zeuge dessen sind nicht allein
die unter Ludwig XV. in rascher Folge
entstandenen herrlichen Bauten, u. a. das
ehemalige bischöfliche Schloss (Palais de
Ronan), sondern auch die berühmten
Fayencen, die hier und zwar lange vor
Sevres, hergestellt wurden. Karl Franz

Hannong aus Maastricht war der Begründer
einer Porzellanindustrie, deren Waren an
Geschmack und Vollendung ohne Kon-
kurrenz dastanden, und die leider infolge
des zu Gunsten der französischen Fabrikate
errichteten_Schutzzolls nach 1774 einging.
Der ältere Hannong, der die Industrie
eingeführt hatte, erfand auch die am
hiesigen Platze charakteristische Zierform,
die naturalistischen Blumen, Rosen und
Tulpen auf weissem Grunde. Seine Söhne
machten sie vollkommener und künst-
lerischen Anforderungen entsprechender.
Paul Anton Hannong ist es hauptsächlich,
der durch seine originellen Ideen der
Porzellanindustrie sich dienstbar erwies.
«Zu welcher Vollkommenheit er seine
Fayencen gefördert hat, ersehen wir aus
den erhaltenen Mustern. Die Zinnglasur
ist in den Stücken erster Wahl von durch-
sichtiger Weisse, leichtem Fluss und ange-
nehmem Glänze. Er unternimmt auch zum
ersten Male die Herstellung der echten
Vergoldung an Fayencegeschirren, er be-
ginnt dann das Fayence nach dem Muster
des Meissner Porzellans zu bemalen.
Geschickte Modelleure arbeiteten für ihn
Figuren von Menschen und Tieren, wie
sie damals als Kamindekorationen beliebt
waren (S- 142).

Die Betrachtung des 19. Jahrhunderts
führt den Verfasser zur Besprechung der
 
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