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Zur Geschichte der Renaissance im Elsass.
präge der Frührenaissance trägt, wir meinen
das stattliche Schlösschen Birkenwald
(Kreis Zabern, Kanton Maursmünster),
das am Abhänge einer kleinen Berges-
höhe steht, ursprünglich von einem Wall
und Graben umgeben. Es ist ein statt-
liches viereckiges Gebäude, von Nikolaus
von Ingenheim (fi59o) im Jahre i562 er-
richtet. Das Schloss kam später an die
Reichsabtei Andlau, von der es ein Gabriel
Rebstock als Lehen erhielt; ihm folgte
ein normannischer Edelmann Gabriel Le
Terrier. Im 18. Jahrhundert ging das
Gebäude in Privatbesitz über.
Die Anlage des mit runden Türmen
versehenen Schlosses verrät einen Meister,
dem die Formen des neuen Stiles zwar ge-
läufig waren, der von dem Werte, der Be-
deutung dieser Formen aber noch keine
ganz klare Vorstellung hatte. Die reich-
verzierten Portale zeigen ein etwas derb
geartetes Ornament, das als Grundlage
vegetabilische Formen verwendet und die-
selben mit allerlei Figürlichem, besonders
mit antiken Fabelwesen, vermischt. Trotz
aller Schwächen, die an der Erscheinung
dieses Baues zu Tage treten, bekundet doch
die schaffensfreudige, energische Phantasie
des Meisters den lebendigen Zusammen-
hang mit einer grossen Zeit.
Leider befindet sich das anmutige
Schlösschen in einem Zustande, der nach
der Hülfe eines sachverständigen Restau-
rators dringend verlangt. Die Erhaltung
dieses Bauwerks ist aber für das Elsass
um so notwendiger, als uns wenige
Privatbauten dieser Art erhalten sind, die
in solch interessanter Weise die Formen-
sprache der Frührenaissance vertreten.
Wesentlich anders entwickelt sich der
Charakter der Renaissance in Colmar,
einer der kaiserlichen Städte des Zehn-
städtebundes; es sind hier namentlich die
bürgerlichen Bauten aus dem 16./17. Jahr-
hundert, die unser Interesse beanspruchen.
Dank der archivalischen Forschungen
E. Waldners'1 sind wir über die Persön-
1 Bei diesem Anlasse möchten wir gerne auf
die ebenso erschöpfende als verdienstliche « Bi-
lichkeiten der in dieser Zeit in Colmar wir-
kenden Baumeister trefflich unterrichtet.
Hans Heger, der 1478 in Colmar das
Bürgerrecht erhielt, war vermutlich an der
Ausführung des Kaufhauses beteiligt;
Erhart Heger, angeblich ein Sohn des
Hans Heger, wird seit 1518 erwähnt als
bliographie de la ville de Colmar bearbeitet
von dem Stadtbibliothekar A. Waltz, hinweisen
(54° S., Verlag von J. B Jung, in Colmar,igo2)
Das Werk ist eine ausgezeichnete Leistung, der
der Umstand sehr zu statten kam, dass ihr
Schöpfer auch das grösste Interesse dem Inhalt
der von ihm bearbeiteten Bibliographie entgegen-
zubringen in der Lage war. Die Anmerkungen und
Auszüge zeugen von dem tiefen Verständnis des
Bearbeiters für die Sache. Übersichtlich sind
hierin alle auf Colmar, seine Geschichte, Orts-
beschreibung, Religionsverbände, Künste, Lite-
ratur, Schulen, Stadtrechte, Gerichte, Wohltätig-
keit, Landwirtschaft, Verkehrsanstalten, Gesell-
schaften, Zeitschriften, berühmten Männer,
Legenden. Inschriften u. s. w., bezüglichen Ver-
öffentlichungen von Karl dem Grossen (Seite 1)
bis zum Mai 1902 zusammengestellt und fach-
kundig erläutert. Den Namen Colmar leitete
Limnaeus 1666 (Seite 3) « von Kohlmarkt » ab.
Wichtig sind für Kirchengeschichte Seite 83—133,
491, für Martin Schongauer und andere Colmarer
Künstler Seite 134 bis 196, 496, für die städtische
Verfassung, Zünfte, Verordnungen, Bürger- und
sonstigen Rechte Seite 314—330, 506. Unter den
Colmarer Dichtern finden wir an der ihnen ge-
bührenden Ehrenstelle Wickram (Seite 203) und
Pfeffel, unter den Kriegern (Seite 375), Bruat,
Golbery, Klie, Lort, Müller, Rapp, Reiset, unter
den Bürger- oder Stättemeistern (Seite 381) Birr,
Binder, Burger, Göll, Mogg, de Peyerimhofif (Seite
247) Rieggert, Sandherr, Schlumberger (Seite 240),
Scheurer und Thürninger, unter den Rechts-
gelehrten (Seite 228), Andre, Bleibtreu, Braun,
Chauffour, Fleurent, Gerard, Koch, de Neyrcmand,
Renaud, Rencker, Richert, Rieff, C. J. Schmidt,
Schott, v. Vacano (Seite 241) und Wilhelm,
unter den Naturforschern und sonstigen Ge-
lehrten (Seite 242) Birckel, Faudel, Haussmann,
Hirn. Hummel, Ingold, Kiener, Levy, Morel,
Macker, Mossmann, Ortlieb, Ostermeyer, Traut,
Wimpffen, Zäpffel. Erwähnt sind auch Voltaires
Aufenthalt in Colmar (Seite 267), die zu Colmar
im 14. Jahrhundert gedruckten Bücher, die
Unterrichts- und Wohltätigkeitsstiftungen u. s. w.
24 Seiten Namensverzeichnis erleichtern den
Handgebrauch des für jeden, der sich mit der
Ortsgeschichte und den Ortseinrichtungen gründ-
licher vertraut machen will, unentbehrlichen
Sammelwerks. Die Redaktion.
Zur Geschichte der Renaissance im Elsass.
präge der Frührenaissance trägt, wir meinen
das stattliche Schlösschen Birkenwald
(Kreis Zabern, Kanton Maursmünster),
das am Abhänge einer kleinen Berges-
höhe steht, ursprünglich von einem Wall
und Graben umgeben. Es ist ein statt-
liches viereckiges Gebäude, von Nikolaus
von Ingenheim (fi59o) im Jahre i562 er-
richtet. Das Schloss kam später an die
Reichsabtei Andlau, von der es ein Gabriel
Rebstock als Lehen erhielt; ihm folgte
ein normannischer Edelmann Gabriel Le
Terrier. Im 18. Jahrhundert ging das
Gebäude in Privatbesitz über.
Die Anlage des mit runden Türmen
versehenen Schlosses verrät einen Meister,
dem die Formen des neuen Stiles zwar ge-
läufig waren, der von dem Werte, der Be-
deutung dieser Formen aber noch keine
ganz klare Vorstellung hatte. Die reich-
verzierten Portale zeigen ein etwas derb
geartetes Ornament, das als Grundlage
vegetabilische Formen verwendet und die-
selben mit allerlei Figürlichem, besonders
mit antiken Fabelwesen, vermischt. Trotz
aller Schwächen, die an der Erscheinung
dieses Baues zu Tage treten, bekundet doch
die schaffensfreudige, energische Phantasie
des Meisters den lebendigen Zusammen-
hang mit einer grossen Zeit.
Leider befindet sich das anmutige
Schlösschen in einem Zustande, der nach
der Hülfe eines sachverständigen Restau-
rators dringend verlangt. Die Erhaltung
dieses Bauwerks ist aber für das Elsass
um so notwendiger, als uns wenige
Privatbauten dieser Art erhalten sind, die
in solch interessanter Weise die Formen-
sprache der Frührenaissance vertreten.
Wesentlich anders entwickelt sich der
Charakter der Renaissance in Colmar,
einer der kaiserlichen Städte des Zehn-
städtebundes; es sind hier namentlich die
bürgerlichen Bauten aus dem 16./17. Jahr-
hundert, die unser Interesse beanspruchen.
Dank der archivalischen Forschungen
E. Waldners'1 sind wir über die Persön-
1 Bei diesem Anlasse möchten wir gerne auf
die ebenso erschöpfende als verdienstliche « Bi-
lichkeiten der in dieser Zeit in Colmar wir-
kenden Baumeister trefflich unterrichtet.
Hans Heger, der 1478 in Colmar das
Bürgerrecht erhielt, war vermutlich an der
Ausführung des Kaufhauses beteiligt;
Erhart Heger, angeblich ein Sohn des
Hans Heger, wird seit 1518 erwähnt als
bliographie de la ville de Colmar bearbeitet
von dem Stadtbibliothekar A. Waltz, hinweisen
(54° S., Verlag von J. B Jung, in Colmar,igo2)
Das Werk ist eine ausgezeichnete Leistung, der
der Umstand sehr zu statten kam, dass ihr
Schöpfer auch das grösste Interesse dem Inhalt
der von ihm bearbeiteten Bibliographie entgegen-
zubringen in der Lage war. Die Anmerkungen und
Auszüge zeugen von dem tiefen Verständnis des
Bearbeiters für die Sache. Übersichtlich sind
hierin alle auf Colmar, seine Geschichte, Orts-
beschreibung, Religionsverbände, Künste, Lite-
ratur, Schulen, Stadtrechte, Gerichte, Wohltätig-
keit, Landwirtschaft, Verkehrsanstalten, Gesell-
schaften, Zeitschriften, berühmten Männer,
Legenden. Inschriften u. s. w., bezüglichen Ver-
öffentlichungen von Karl dem Grossen (Seite 1)
bis zum Mai 1902 zusammengestellt und fach-
kundig erläutert. Den Namen Colmar leitete
Limnaeus 1666 (Seite 3) « von Kohlmarkt » ab.
Wichtig sind für Kirchengeschichte Seite 83—133,
491, für Martin Schongauer und andere Colmarer
Künstler Seite 134 bis 196, 496, für die städtische
Verfassung, Zünfte, Verordnungen, Bürger- und
sonstigen Rechte Seite 314—330, 506. Unter den
Colmarer Dichtern finden wir an der ihnen ge-
bührenden Ehrenstelle Wickram (Seite 203) und
Pfeffel, unter den Kriegern (Seite 375), Bruat,
Golbery, Klie, Lort, Müller, Rapp, Reiset, unter
den Bürger- oder Stättemeistern (Seite 381) Birr,
Binder, Burger, Göll, Mogg, de Peyerimhofif (Seite
247) Rieggert, Sandherr, Schlumberger (Seite 240),
Scheurer und Thürninger, unter den Rechts-
gelehrten (Seite 228), Andre, Bleibtreu, Braun,
Chauffour, Fleurent, Gerard, Koch, de Neyrcmand,
Renaud, Rencker, Richert, Rieff, C. J. Schmidt,
Schott, v. Vacano (Seite 241) und Wilhelm,
unter den Naturforschern und sonstigen Ge-
lehrten (Seite 242) Birckel, Faudel, Haussmann,
Hirn. Hummel, Ingold, Kiener, Levy, Morel,
Macker, Mossmann, Ortlieb, Ostermeyer, Traut,
Wimpffen, Zäpffel. Erwähnt sind auch Voltaires
Aufenthalt in Colmar (Seite 267), die zu Colmar
im 14. Jahrhundert gedruckten Bücher, die
Unterrichts- und Wohltätigkeitsstiftungen u. s. w.
24 Seiten Namensverzeichnis erleichtern den
Handgebrauch des für jeden, der sich mit der
Ortsgeschichte und den Ortseinrichtungen gründ-
licher vertraut machen will, unentbehrlichen
Sammelwerks. Die Redaktion.