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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Strassburger Kochbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0150

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Strassburger Kochbücher

bieten: wir lernen aus diesen bildlichen
Darstellungen die zum Gebrauch für das
häusliche Leben im Grossen hergestellten
und in den Handel gebrachten Schachteln,
Töpfen, Büchsen, Vasen unddergl. kennen
Der Kenner der Geschichte der kunstge-
werblichen Entwicklung darf an diesen
Darstellungen nicht achtlos vorübergehen,
weil sie das Werden und Entstehen der
Formen in lehrreicher Weise veranschau-
lichen.

Schon im 16. Jahrhundert war die
elsässische Art der Zubereitung der Speisen
in aller Welt bekannt, und aus dieser
Tatsache schöpfte wohl auch Egenolff den
Mut zur Herausgabe seiner kulinarischen
Genüssen gewidmeten Werke.

Der Holzschnitt hatte in Strassburg
bisher immer eine emsige Pflege gefunden,
er diente hier mit Vorliebe auch dem
profanen Leben. Und so lässt sich für
Strassburg schon ziemlich frühzeitig eine
Formschneiderschule nachweisen, die hier
lohnende Beschäftigung fand. Die Strass-
burger Holzschnitte verbreiteten gerne die
Kunst von der Ergötzlichkeit des Lebens
wie von dem Reichtum der Natur, sie
gingen selbst auf die Tafelfreuden ein
und boten Anregendes für die Fein-
schmecker durch verheissungsvolle Titel-
blätter und Textbilder.

Die starke Benutzung solcher Werke
erklärt es, dass sie heute zu den Selten-
heiten gehören, so dass die Bibliotheken
eifrig bedacht sind, ihrer habhaft zu
werdenl. Ein solch' seltenes Strass-
burger Kochbuch von Piatina, das auch
der bekannten Sammlung Drexel fehlt,
führt den Titel : Von allen Speisen und
Gerichten. Wie man sie allerhandt Art
kochen soll. Wie man guten Wein und
Essig ziehen soll etc. Im Jenner des M.
D. und XXX iars 4U 28 Bl.

Auf dem Titel findet sich ein mit
dem Monogramm MF versehener Holz-
schnitt, den wir als eine interessante
Probe Strassburger Holzschneidekunst
unseren Lesern vorführen 2.

In Strassburg gehörten die Form-
schneider des 16. Jahrhunderts, die für
die Pressen der Buchdrucker tätig waren,
zu den Kunsthandwerkern; mancher von
ihnen ist ein gewandter Zeichner, die
meisten aber sind technisch gut ausgebildet
und befähigt, in der einfachen Sprache
der Holzschnittlinien dem Volke eine
gesunde Nahrung zu bieten.

1 Vgl. Serapeum 1848 S. 273—285. 1849 S. 61—
62 S. 331—333-

2 Dank der Güte des Herrn Jos. Baer in
Frankfurt a. M., der den schon bei Nagler er-
wähnten Holzschnitt in seinem n Frankfurter
Bücherfreund » 3. Jahrgang, Nr. r veröffentlichte.

Strassburger Holzschnitt (Piatina. Kochbuch 1533).

Für die Redaktion verantwortlich : Prof. Dr. Leitschuh in Strassburg.
 
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