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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Wolff, F.: Ein altes Glasfenster aus der Klosterkirche zu Niedermünster: nach Hans Baldung gen. Grien's Zeichnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0152

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F. Wolff: Ein altes Glasfenster aus der Klosterkirche zu bliedermünster.

des Kreuzes (Fig. i und 2) sind dem unten
erwähnten Werke des Paters Lyra2 ent-
nommen, wie sie auch Silbermann in
seiner „Beschreibung- von Hohenburg oder
dem St. Odilienberg" 3 wiedergibt. Pater
Hugo Pelter' beschreibt dasselbe : „Dieses
Kreuz ist von Eichenholz, zween Finger
dick, einen Schuh breit und sechs Schuh
hoch5 mit silbervergoldten Platten be-
schlagen, worauf in erhabener Arbeit mit
vielen Figuren die Geschichte des Lebens
und Leidens Christi abgebildet ist." Das
Kreuz wurde in der Umgegend und
weit über die Grenzen des Landes hinaus
in hohen Ehren gehalten; die Klosterkirche
wurde Wallfahrtskirche und wird auch in
den Urkunden des öfteren ecdesia sanctw
Maria? et sancta; crucis inferioris mouasterii
genanntü. Die Darstellung des Kreuzes
auf dem Kamel wurde als Wahrzeichen
für Niedermünster und, wie die Abbil-
dungen Fig. 3 — 6 zeigen, auf Klosterfahnen,

3 Johann Andr. Silbermann, Beschreibung
von Hohenburg: oder dem Odilienberg samt
umliegender Gegend. Strassburg 1781, p. 53.

I Hugues Peltre : „la vie de sainte Odile
vierge, premiere abbesse du monastere
d'Hohemburg, diocese de Strasbourg. Stras-
bourg 1719.

■• Die Masse des Kreuzes werden ver-
schiedentlich angegeben: nach Lyra ist das-
selbe 10 Schuh 2 Zoll hoch und 6 Schuh
10 Zoll breit (Pedes geometricij; nach Silber-
mann 8'/i Schuh zur Höhe und 5 Schuh
7 Zoll zur Breite, französisches Mass, das wäre
2,83 111 hoch und 1,86 m breit.

II Urkunde, von 1240. Strassb. Bez. Arch.
G. 2759 Nr. 3 u. a. m.

1 Die Abbildungen Fig. 3-6 sind dem
oben erwähnten Buche von Lyra entnommen.
Noch heute soll ein Grenzstein oberhalb der
St. Jakobskapelle die bildliche Darstellung
des Kameles mit dem Kreuze tragen. Die
ersten Siegel der Äbtissin an den Urkunden
von Niedermünster bis zum Ende des
14. Jahrhunderts zeigen das Bild der
Äbtissin in der Mitte mit der Rute und dem

Grenz- und Marksteinen und im 15. Jahr-
hundert auch auf dem Siegel der Äbtissin
von Niedermünster 7 geführt. Das Kreuz
wurde in der Kirche hinter dem Haupt-
altar und dem rechtwinklig geschlossenen
Chor in einer Nische aufbewahrt und ver-
blieb dort bis zum Brande der Kirche im
Jahre 1542. Die wenigen Schwestern, die
damals noch in Niedermünster waren,
flüchteten mit den kostbarsten Schätzen,
darunter das Kreuz, nach dem oberen
Kloster auf dem St. Odilienberg. Auch von
hier musste dasselbe infolge des Brandes
vom Jahre 046 fortgebracht werden und
kam, wie alle Güter und Einkünfte der
beiden Klöster, an das Bistum zu Strass-
burg. Bischof Johann von Manderscheid
übergab dasselbe im Jahre i58o den
Jesuiten für die Pfarrkirche in Molsheim,
wo es bis zur Zeit der Revolution
gestanden hat, und seitdem ist es ver-
schwunden8.

Buche (Regel) in der Hand, als Kennzeichen
ihres hohen Amtes. Fig. Nr. 7 zeigt das Siegel
der Äbtissin „Willebitrgis Abbatissa Inferioris
Mouasterii" und als Siegel des Klosters (Fig. 8)
die sitzende Matter Gottes mit der Umschrift:
Sigillum Conventus Inferioris Mouasterii, beide
Siegel an einer Urkunde aus dem Jahre 1264.
Strassbg. Stadt-Archiv. Auf einem anderen
Siegel ist der Kopf der Äbtissin noch er-
halten ; sie trägt den Schleier und darüber
drei nebeneinander gestellte Kreuze: Aguetis
Abatissa Inferioris Mouasterii. Urkunde von
1280 Strassb. Bez. Archiv G. 2759, Nr. 5.
Das Siegel mit dem Kamel und dem Kreuz
der Aebtissin Susanna von Rathsamhausen
(Äbtissin zu Niedermünster 1411—1424) Fig.
Nr. 6 stammt nach Lyra von einer Urkunde
aus dem Jahre 1421. Bei dieser Gelegenheit
sei auch das wenig bekannte Siegel des
Klosters Hohenburg aus dem 11. Jahrhundert,
Fig. 9, wiedergegeben. Strassburg Bez. Arch.
G. 1219 Nr. 1.

s Das ursprüngliche Kreuz, von dem
die Legende erzählt, ist vermutlich bei dem
grossen Brande der Klosterkirche (etwa um
 
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