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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Moderne Glasmosaik
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0204

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I94

Moderne Glasmosaik.

lingen, und auch bei der ersten Anwendung
von Silber wurde insofern ein günstiges
Ergebnis erzielt, als sich wenigstens die
Möglichkeit der weiteren Ausgestaltung und
Verbesserung des Verfahrens deutlich er-
kennen Hess.

Da es bei dem Glas mehr oder weniger
auf die Härte desselben und auf die Art der
Zusammensetzung der einzelnen Bestand-
teile an kommt, so boten sich zunächst
nach dieser Richtung hin sehr grosse
Schwierigkeiten; nachdem diese gehoben
waren, stellten sich wieder neue Hinder-
nisse beim Brennen ein, die zu beseitigen
sorgfältig ausgedacht werden musste.

Daraufhin wurden Versuche unter-
nommen, das Glas, ehe es mit Metall auf-
geschmolzen war, zuvor mit Malerei zu
versehen, um dem Ganzen einen mehr
künstlerischen Wert zu verleihen. Auch
diese Versuche führten endlich zu einem
technisch und künstlerisch gleichbefriedigen-
den Ergebnis.

Grosse Schwierigkeiten bot ferner
das Aufkitten der Gläser, um die-
selben dauerhaft undwetterfestherzustellen.
Mit Beihilfe des Herrn Emil Federle gelang
es, eine Kittmasse herzustellen, die allen
Anforderungen entsprach.

Endlich kam die Frage nach der Her-
stellung des Untergrundes inbetracht, die
deshalb von nicht zu unterschätzender
Bedeutung war, weil darauf Rücksicht
genommen werden musste, die Mosaiken
handlich und leicht transportfähig herzu-
stellen; die Wahl fiel auf Asbest, ein
Material, welches ganz vorzüglich alsUnter-
grund geeignet ist.

Eine weitere Verbesserung bestand
darin, dass die Bilder mit einer leichten
Mattierung versehen wurden und nur der
Hintergrund blank blieb; die Mattierung
hat den Zweck, den zu hohen Glanz zu
mildern und den Reflex möglichst zu
dämpfen.

Die Erfindungbesteht also hauptsächlich
darin, Edelmetalle, wie Gold- oder Silber-
plättchen usw- in Farbengläser einzu-
schmelzen und zwar so, dass Metall und
Glas ein inniges Ganzes bilden. Gold

kommt namentlich bei den Fleischteilen»
Köpfen usw. und bei Rot, auch um
verschiedene neutrale Farben zu erzielen,
zur Anwendung. Das Einbrennen geschieht
in den gewöhnlichen Muffelöfen. Feuch-
tigkeit, Salpeter, Füllmassen usw. haben
keinen Einfluss auf die also präparierten
Gläser, und deshalb können diese Mosaiken
als unverwüstlich bezeichnet werden. Mit
diesen Gläsern ist es möglich, Mosaiken
für innere und äussere Dekoration herzu-
stellen. Besonders eignet sich das Her-
stellungsverfahren für Mosaiken, die für
feuchte Kirchenwände bestimmt sind, für
Kreuzwegstationen, Blindfenster, Figuren,
Einlagen von Altären usw.

In profaner Anwendung wirkt das Mo-
saik für Dekorationen jeder Art an Facaden,
in Badezimmern, über Portalen, als Einlage
von Möbeln und Chemines, als Abdeck-
ungen von Kuppeln, Dekorationen von
Säulen usw. Auch die damit herge-
stellten Firmenschilder kommen sehr effekt-
voll zur Geltung.

Der Preis ist durch die leichte und
denkbar einfachste Herstellung im Verhält-
nis zu der Wirkung der Mosaiken ein sehr
bescheidener. DieArbeitenkönnengrössten-
teils in den Ateliers fix und fertig auf
Platten, welche, wie erwähnt, aus Stein-
asbest bestehen, hergestellt werden.

Die Firma Aug. Schuler, welcher diese
Erfindung zu verdanken ist, wurde 1868
in Strassburg gegründet und beschäftigte
sich bis 1899 hauptsächlich mit Malerei
und Dekorationsmalerei. 1899 wurde die-
selbe in eine Kunstanstalt für Malerei und
Kunstmalerei umgewandelt. Schon lange
versuchte die Firma ein wirklich dauer-
haftes Dekorationsmittel herzustellen, wel-
ches ja wie bekannt durch gewöhnliche
Malerei, sei es in Oel oder Case'infarbe,
kaum zu erzielen war. Das neuerfundene
Metallglasmosaik, welches sich für jedwelche
innere und äussere Dekoration eignet,
zeichnet sich besonders durch seine Leucht-
kraft und unbedingte Haltbarkeit aus.
Diese neue Metallglasmosaik ist in allen
Kulturstaaten zum Patent angemeldet und
teils schon patentiert.
 
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