Alte (Selcifc
neue pfabc.
die tfunft nad) Br ob geht, so gewiß geht der Reich-
thum, die „Abundantia", nach Run st und nimmt
„prächtige Möbel und elegantes hausgeräth da, wo
sie beides findet. —
Zwei praktische Bedingungen also gilt es vor
Allen zu erfüllen, wenn der versuch, das deutsche
Aunsthandwerk auf neuen Pfaden einer neuen Blilt x
zuzuführen, gelingen soll:
Die Aünstler müssen von ihrer vermeintlichen
höhe herabsteigen und sich nrit den technischen b or-
bedingungen eines Materials, für dessen Bearbeitung
sie Talent haben, vertraut machen; die Hersteller und
Fabrikanten müssen ihr Verständniß für die Runs!
bilden und wenigstens zu der höhe bringen, daß sie
künstlerische Entwürfe ihrem werthe entsprechend
bezahlen I
In diesem Dualismus, in dem Umstand,
daß in der Ärmst, die in das Gewerbe eintritt, fast
immer zwei, oft noch mehr Schöpfer einheitlich zu-
sanrmenarbeiten müssen, liegt ja die große p-chwierig-
keit. Je weiter sich die einzelnen Elemente, die lxi
einein Geräthe (zum Unterschiede von einem, sagen
wir reinen, abgezogenen, monistischen Kunstwerke,
wie cs ein Gemälde ist) Mitwirken, von dein künstle-
rischen Empfinden entfernen, desto unvollkommener
wird das Merk ausfallen, und cs ist einleuchtend,
daß diejenige Persönlichkeit das hervorragendste
leistet, die iii allen Theilen der Arbeit, iiii
künstlerischen Entwurf wie in seiner Verwirklichung
gleich vollkommen ist. Derartige Persönlichkeiten
sind aber um so seltener, je schwieriger uiid viel-
seitiger die Technik in unseren Tageii geworden ist.
Die Regel wird iinmer die Zusammenarbeit
Mehrerer sein, und alles läuft also am letzten Ende
darauf hinaus, Aünstler uiid Hersteller ein-
ander zu nähern, aus ihnen wieder sozusagen
eine eiiizige Persöiilichkeit zu machen.
Zu den schwierigsten Hindernissen aus dein U)eg
zu diesem Ziele gehört das Mißtrauen der
Aünstler gegen eine unrechtmäßige Ausbeutung
seiteiis des Fabrikanten, dciieii die Aünstler Entwürfe
zur Auswahl oder Ansicht senden. ^
wer bürgt dem Aünstler in der That dafür,
daß er liicht, wenn auch nur mittelbar, bestohlen,
„verwerthet" wird? Dies Mißtrauen, so unbegründet
cs gewiß in vielen, sagen wir iii den meisten Fällen
sein mag, ist dennoch ganz allgemein und findet
seine stets neue Nahrung in deiii unglücklichen Ge-
danken unserer Fabrikanten, immer möglichst
billig einkaufen, immer nur große Massen-
waare Herstellen zu wollen, wer künstlerische
Sachen „billig" habcii will, beweist damit ohne
weiteres, daß er nicht das geringste verständniß
dafür hat. wo aber das verständniß fehlt, da stellt
sich demgegenüber zur rechten Zeit - das Miß-
trauen ein. — Und was ist die Folge? Der Aünstler
giebt es auf, sich nutzlos zu plagen und um feine
Arbeit zu feilschen; der Händler aber muß sich für
die „besseren Sachen" an das weit kostspieligere Aus
land wenden, das vernünftig genug ist, künstlerische
Entwürfe für Tapeten, Webereien, Möbel u. s. w.
auch entsprechend zu bezahlen. So bleibt Deutsch-
land der billige Massenmarkt der Industrieartikel -
der gediegene, künstlerisch befriedigende handelsgegen
stand aber muß aus der Fremde geholt werden. Der
7. Spiegel von Beruh, pankok, München.
Schaden ist natürlich anr letzten Ende nicht bloß auf
Seiten der deutschen Aäufer und Aünstler, sondern
offenbar auch auf der der Händler, Aunsthandwerker
und Fabrikanten. Ist es denn nicht ein förmlicher
Widersinn, wenn man „ englische Gewebe" in
England zeichnen, in Mülhausen weben, nach
England ausführen und in Deutschland kaufen
läßt? wenn sich also der deutsche Hersteller, sei er
nun Fabrikant oder Handwerker, auf seine wirk-
lichen Interessen besinnen wollte (von irgend welcher
vaterländischen Verpflichtung, von einem gewissen
Stolz und Ehrgefühl ganz abgesehen), so würde
er sich die Mühe geben, selber deutsche künstlerische
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neue pfabc.
die tfunft nad) Br ob geht, so gewiß geht der Reich-
thum, die „Abundantia", nach Run st und nimmt
„prächtige Möbel und elegantes hausgeräth da, wo
sie beides findet. —
Zwei praktische Bedingungen also gilt es vor
Allen zu erfüllen, wenn der versuch, das deutsche
Aunsthandwerk auf neuen Pfaden einer neuen Blilt x
zuzuführen, gelingen soll:
Die Aünstler müssen von ihrer vermeintlichen
höhe herabsteigen und sich nrit den technischen b or-
bedingungen eines Materials, für dessen Bearbeitung
sie Talent haben, vertraut machen; die Hersteller und
Fabrikanten müssen ihr Verständniß für die Runs!
bilden und wenigstens zu der höhe bringen, daß sie
künstlerische Entwürfe ihrem werthe entsprechend
bezahlen I
In diesem Dualismus, in dem Umstand,
daß in der Ärmst, die in das Gewerbe eintritt, fast
immer zwei, oft noch mehr Schöpfer einheitlich zu-
sanrmenarbeiten müssen, liegt ja die große p-chwierig-
keit. Je weiter sich die einzelnen Elemente, die lxi
einein Geräthe (zum Unterschiede von einem, sagen
wir reinen, abgezogenen, monistischen Kunstwerke,
wie cs ein Gemälde ist) Mitwirken, von dein künstle-
rischen Empfinden entfernen, desto unvollkommener
wird das Merk ausfallen, und cs ist einleuchtend,
daß diejenige Persönlichkeit das hervorragendste
leistet, die iii allen Theilen der Arbeit, iiii
künstlerischen Entwurf wie in seiner Verwirklichung
gleich vollkommen ist. Derartige Persönlichkeiten
sind aber um so seltener, je schwieriger uiid viel-
seitiger die Technik in unseren Tageii geworden ist.
Die Regel wird iinmer die Zusammenarbeit
Mehrerer sein, und alles läuft also am letzten Ende
darauf hinaus, Aünstler uiid Hersteller ein-
ander zu nähern, aus ihnen wieder sozusagen
eine eiiizige Persöiilichkeit zu machen.
Zu den schwierigsten Hindernissen aus dein U)eg
zu diesem Ziele gehört das Mißtrauen der
Aünstler gegen eine unrechtmäßige Ausbeutung
seiteiis des Fabrikanten, dciieii die Aünstler Entwürfe
zur Auswahl oder Ansicht senden. ^
wer bürgt dem Aünstler in der That dafür,
daß er liicht, wenn auch nur mittelbar, bestohlen,
„verwerthet" wird? Dies Mißtrauen, so unbegründet
cs gewiß in vielen, sagen wir iii den meisten Fällen
sein mag, ist dennoch ganz allgemein und findet
seine stets neue Nahrung in deiii unglücklichen Ge-
danken unserer Fabrikanten, immer möglichst
billig einkaufen, immer nur große Massen-
waare Herstellen zu wollen, wer künstlerische
Sachen „billig" habcii will, beweist damit ohne
weiteres, daß er nicht das geringste verständniß
dafür hat. wo aber das verständniß fehlt, da stellt
sich demgegenüber zur rechten Zeit - das Miß-
trauen ein. — Und was ist die Folge? Der Aünstler
giebt es auf, sich nutzlos zu plagen und um feine
Arbeit zu feilschen; der Händler aber muß sich für
die „besseren Sachen" an das weit kostspieligere Aus
land wenden, das vernünftig genug ist, künstlerische
Entwürfe für Tapeten, Webereien, Möbel u. s. w.
auch entsprechend zu bezahlen. So bleibt Deutsch-
land der billige Massenmarkt der Industrieartikel -
der gediegene, künstlerisch befriedigende handelsgegen
stand aber muß aus der Fremde geholt werden. Der
7. Spiegel von Beruh, pankok, München.
Schaden ist natürlich anr letzten Ende nicht bloß auf
Seiten der deutschen Aäufer und Aünstler, sondern
offenbar auch auf der der Händler, Aunsthandwerker
und Fabrikanten. Ist es denn nicht ein förmlicher
Widersinn, wenn man „ englische Gewebe" in
England zeichnen, in Mülhausen weben, nach
England ausführen und in Deutschland kaufen
läßt? wenn sich also der deutsche Hersteller, sei er
nun Fabrikant oder Handwerker, auf seine wirk-
lichen Interessen besinnen wollte (von irgend welcher
vaterländischen Verpflichtung, von einem gewissen
Stolz und Ehrgefühl ganz abgesehen), so würde
er sich die Mühe geben, selber deutsche künstlerische
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