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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Gmelin, Leopold: Die Kleinkunst auf der Kunstausstellung zu München 1897, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0035

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Kleinkunst auf der Münchener Kunstausstellung.

Zu bedeutendem Ansehen in Liebhaberkreisen verholfen
hat; dies macht sich auch aus der Ausstellung fühl-
bar. Die wenigen französischen Arbeiten, die zu
sehen — drei Stücke von
Fix-Masseau — be-
zeichnen sehr treffend die
an der Seine herrschen-
den Bestrebungen. Das
find höchst seltsame Ge-
bilde in Tombinatio-
uen von Menschen wtd
Blumen. Zwei derselben
dienen als Schreibzeug,
das dritte als Leuchter.

Das eine Schreibzeug,

„Vrchidee", zeigt ein ge-
ffügeltcs Halbweibchen,
dessen Haupt mit einen:
blumenartigen Helm be-
deckt ist und dessen ge-
stügelter Leib in ein brei-
tes schalenartiges Blatt
ausläuft, das von den
beiden Arnren desivesens
gehalten wird. Zum

2<*.

der Leuchter, der gleichfalls aus einein blumenartigen
Gebilde besteht und der den Titel trägt „der schlinnne
Gast der Nacht", birgt eine inenschliche Gestalt, und

zwar annähernd in knie-

ender Haltung, wobei
indessen nur die Unter-
schenket, die zusammen
gelegten Hände und ein
höchst phantastisches Ge-
sicht wahrzunehmen sind;
auf dem von einer Art
Blumenhelm verhüllten
Aopf ruht — vollstän-
dig unvermittelt — die
zur Aufnahme der Acrze
bestimnite Tülle. Zni
Gaiizen deuten all' diese
Dinge auf ein gediege-
nes Naturstudiuni, auf
bedeutendeiiAufwand an
technischem Rönnen (die
Stücke sind nach dem
Guß in allen Theilen

Zinnplatte von G. Wilhelm und fj. Lind. sorgfältig überarbeitet)

und auf eine starke künsb

UCII tVUV, QJ"'" 4

anderen Schreibzeug benutzte Fix-Btasseau '

kannte Blume „Löwenmaul", indem er
(selbstverständlich vergrößert) über ein grotze.
särmiges Blatt legt
und das obere Blü-
thenblatt als Deckel
des Tintenfasses
zun: Aufdrehen

(gleich einem Bier-
glasdeckcl) einrich-
iet; um aber den:

Ganzen festeii
5tand zu geben,
versieht der Künst-
ler. die Blume mit
Menschenarmen,
deren untererTheil
voin Ellbogen an
auf den: Teller fest
liegt, von
gesehen,

vorn
. . gewinnt

1Tlan den Eindruck,
a*s ob am Boden
e'in halber Men-
schenleib
der

25.

kauerte, . x beiden

der eine Riesenblume als Maske tragt. O

Men ist das aii der Stelle des Aopfes unte g brach^

Tintengefäß nicht weiter als ein Finger]

lerische Phantasie; es läßt sich auch nicht in 2lbrede
stellen, daß die Vereinigung pflanzlicher und mensch-
licher Gebilde bis zu einein gewissen Grade gelungen

ist. völlig außer

Acht geblieben ist
aber gerade das,
was bei einem
Gebrauchsgegen-
staiid die Haupt-
sache, nämlich die
Aennzeichnung sei-
nes Zweckes; der
Aünstler scheint in:
Gegentheil unter
Aufwaiid eines
großen diplomati-
scheii Geschickes die
Verheimlichung
des Zwecks erstrebt
zu habeii. Rein
Mensch würde in
den beiden ersten
Stücken Tintenbe-
hälter vermuthen,
und wenn man

an den: dritten die ganz nebensächliche, als unver-
meidliches Nebel behandelte Lichttülle beseitigt, wird
man Nichts vermissen; in: Gegentheil, der Gegenstand

Blumenkübel, in Kupfer getrieben von Gottl. Wilhelm und
Hugo Lind, München.

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