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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Zimmermann, Ernst: Scherrebeker Kunstwebereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0095

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Sdjerrebefer Riinstwebereien.

ist im einfachsten Falle daher nur eine ebene auf-
gesetzte Schicht, im komplizirtesten ein gleichsam zu-
sammengepreßter, körperloser Raum. Sie darf darum
keine Modellirung zeigen, keinen Wechsel von Licht
und Schatten, oder dieses doch nur so schematisch, so
konventionell, daß nicht die Spur einer Illusion auf-
zukommen vermag. So entsteht ein Etwas, was
scheinbar zunächst nur den kühl berechnenden Ver-
stand in seinen logischen Ansprüchen befriedigt, doch
aber dem aus diese Weise dekorirten Gegenstand durch
das Unterordnen seiner Dekoration unter die Grund-
gesetze seines eigenen Wesens eine Geschlossenheit,
Einheit und Ruhe verleiht, die den ästhetischen Werth
dieses Objektes bedeutend erhöht, ja die eigentliche
Grundlage desselben ausmacht.

Das zweite mehr oder weniger bewußte Grund-
gesetz des Eckmann'schen Stiles ist die möglichst gleich-
mäßige allgemeine Berücksichtigung der ganzen Fläche
des zu dekorirenden Gegenstandes, mit der speziellen
Berücksichtigung seines Zwecks. Es ist Eckmann's
sichtbares Bestreben, die Gegenstände seiner Aom-
position über die ganze Fläche zu breiten, nirgends
zu viel, nirgends zu wenig Detail hinzusetzen. Da-
nach stutzt er auch seine Motive zurecht. In seinem
hier (Abb. ((6) wiedergegebenen Waldteich schneidet
er, wie es ja die ganze moderne Malerei aus
gleichein Grunde ebenfalls thut, den „leeren" Pimmel
unbesorgt ab. Den Unterschied aber der Aomposition
aus Zwecksgründen zeigt ein Vergleich seines Schwanen-
teppichs (Tafel 3) mit dem hier abgcbildeten Aiffen-
muster (Abb. (\7 und ^8). Dort, wo es sich um
einen Wandteppich, also einen Gegenstand handelt,
der seinen festen Platz an der Wand hat, gleitet der

N9- Wandbehang (3. B. hinter ein Eervirtischchen). Nach
Entwurf von Dito Eckma n n ausgeführt zu Scherrebek.

Blick langsam in Zickzacklinien von oben nach unten
an der Wand herab, hier, bei dem gleichsam heimath-
losen Aissen, gibt es eine Mitte mit radial aus-
strömender Grnamentation.

118. Aiffenbezug (lfalbgobelin). Nach Entwurf von (D. Eck-
mann in bfandweberei ausgeführt zu Scherrebek. Grund
innen grün, außen blau; Blätter gelb und roth.

(i/ß der wirk!. Größe.)

Bis hieriit war Theorie, war Logik mit Aunst-
gefühl gepaart. Die folgende Eigenschaft dieses
Stils ist Folge der Praxis, ist Ausfluß der Technik.
Auch diese bedeutete für den schaffenden Aünstler eine
große Beschränkung. Was man hier in Scherrebeck
zuerst wollte, war ja nur die einfache Wirkerei, die
„Schichtenweberei" eine zientlich mechanische Technik,
bei welcher die Weberin auf Grund einer quadrirten
Vorlage nur die Aettenfäden zu zählen braucht, um die
sie die wollenen Schußfäden zu schlingen hat. Aetten-
fäden bedingen hierbei zum Quadrat \2 Schuß-
fäden, 6 Aettenfäden (8 u. s. w. Es ist ein ein-
faches Rechenexempel mit Drei. Das Resultat sind
| Quadrate. Dabei blieb nran aber hier nicht stehen,

! als man diese Aunst der städtischen Aultur an-
paßte. Man kam zum palbgobelin, bei dem man,
sich schon nicht mehr auf Quadrate beschränkend,
bereits schräge uitd getreppt gebogene Aontouren
erzielte, wobei die Weberin sich bereits eines in natür-
licher Größe ausgeführten Musters bedienen muß.
Schließlich war der eigentliche Gobelin da. Aber
um diese Erzeugnisse nicht zu allzu hohen materiellen
Werthobjekten zu machen, hielt man hier an dem
Grundsätze fest, die heute so kostspielige Land-
arbeit so weit als möglich zu vereinfachen und ab-
zukürzen. Die volle technische Ausnutzung der Gobelin-
technik, die dann mit der Malerei zu rivalisiren
vermag, war nie der Ehrgeiz von Scherrebek.

So wird der Aünstler, in diesem Falle Eck-
mann, auch in dieser Beziehung aus die Verein-

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