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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Öotn Büchermarkt.

sicher zu verwerthen. — Eckmann erwähnt in dein
Vorworte seines Werkes, daß die von ihm gewählte
Formengebung nur ein „Vorschlag" sei und den je-
weiligen Zwecken entsprechend geändert werden fönixte.

(£5 läßt sich vermuthen,
daß mancher der Ent-
würse dadurch gewinnen
und farbenfreudiger wir-
ken würde. Sagten wir
Eingangs, daß Eck-
mann's Vorgehen im
Allgemeinen zu loben
sei, so müssen wir am
Schlüsse doch noch hinzu
fügen, daß der Ent-
wicklung der neueren
Dekorationsweise ent-
schieden aber noch mehr
geholfen sein wird, wenn jetzt bei Beginn der neuen
^era noch von Schaffung und Benützung solcher
-Dusterbücher abgesehen wird. Die Gefahr der Ver-
dachung liegt sonst sehr nahe. Weise Anwendung
von Eckmann's „Neuen Formen" in strenger Aus-
wahl wird gewiß Erfolg erzielen. P. H.

W. Silberner Fez-Schmuck.
(Nach Sarre, Aleinasien.)

Friedrich Sarre. Reise in Kleinasien. Forschungen
'' zur seldschukischen Kunft und Geographie des
Tandes. Berlin H896. H6 Alk.

Friedrich Sarre, der bereits durch fein vortreff-
liches Werk über die Berliner Goldschmiedezunft
allseits höchstes Lob und Anerkennung gefunden hat,
Mietet uns mit dieser Reisebeschreibung eine nach
vielen Seiten hin beachtenswerte Gabe, deren reichen
Eiehalt erst ein eingehendes Studium vollauf zu
würdigen vermag. Sehen wir von der eigentlichen
Deifebeschreibung mit den reizvollen Schilderungen
von Land und Leuten ab, so findet sich in dem
ganzen Werk allüberall zerstreut eine Fülle kunst-
geschichtlich bedeutsamer Be-
obachtungen und Bemerkun-
gen, die die wechselseitigen
Beziehungen Kleinasiens und
der Nachbarländer im \2. und
(3. Jahrhundert in trefflicher
Weise erkennen lassen. Das
Hauptgewicht des Buches für
den Künstler und Gelehrten
aber liegt in den Kapiteln,
welche das heutige Koma, das
alte Iconium, die seldschukische Baukunst im All-
gemeinen und den Prachtbau des Sultan pan
behandeln. Die Abhandlung über Konia bietet
eine klare Uebersicht über die politischen und kul-

(45. Seldschukische
Silbenuünzc.

D^ach Sarre, Rleinasien.)

turellen Beziehungen der Seldschuken im \2. und
H3. Jahrhundert zum Pose von Byzanz und zu
Persien, an welche sich eine eingehende Schilderung
und Würdigung der Moschee, der Niedresse (Schule)
des Kara-Tai (erb. H23() und der Sirtscheli-Medreffe
schließt, jm weiteren Verlauf kommt Sarre zu der
durchaus wohlbegründeten, durch mannigfache In-
schriften und architektonische Details bewiesenen An-
schauung, daß die Formenwelt der seldschukischen
Kunst im HS. Jahrhundert auf dem Boden der
hellenistisch-römischen und byzantinischen Kunst ent-
stand. Von höchstem Interesse liest sich das Kapitel
über die Fayencemosaik, welche Sarre als Arbeiten
persischer Künstler nachweist, und die Bemerkungen
über das Ornament, in denen sich der Verfasser eng
an die Ansicht Alois Riegl's anschließt. Die Ab-
handlung über den Prachtbau des Sultan pan (er-
baut j229) gibt dem Verfasser Veranlassung zu einer

eingehenden Besprechung und kunstgeschichtlichen
Würdigung der sogenannten pane, Unterkunftshäuser
aus feldschukischer Zeit, die neben den Wedressen und
Moscheen die wichtigsten Punkte für die Erkenntniß
kleinasiatischer Kunst sind. Es würde zu weit gehen,
alle Vorzüge des trefflichen Werkes anzuführen; es
mag nur noch beigefügt werden, daß das behandelte
Gebiet sich bis zum antiken Archelais, dem heutigen
Akserai, erstreckt. Als äußerst werthvolle Beigaben
des Buches sind die 75 Lichtdrucktafeln und eine
große Reihe von Grundrissen, Schnitten, ornamen-
talen Zeichnungen und landschaftlichen Bildern zu
betrachten, die die Lektüre des Buches zu einem
wirklichen Genüsse gestalten. Ein Verzeichniß der
gefundenen antiken Inschriften, eine kurze Abhand-
lung über kleinasiatische Stickereien von M.peidenu.a.
bekunden, wie eingehend der Verfasser seine Aufgabe
zu bearbeiten und zu vervollkommnen bestrebt war.
Für die kunstgeschichtlichen Abhandlungen aber
schulden wir dem Verfasser in Anbetracht der Gründ-
lichkeit und Sorgfalt ganz besonders Dank. P. H.

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