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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Fabrikant und Künstler, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0187

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Fabrikant und Künstler.

b^nen der beanstandete Artikel den Niederschlag
bildete.

Die Beschaffung künstlerischer Entwürfe für
^gend welche Dinge kann im Allgemeinen auf
Zweierlei Weise erfolgen, entweder durch direkten
Auftrag ai: Künstler —- oder durch Annahme der
seitens der Künstler freiwillig gemachten Angebote;
im ersten Fall trägt der Auftraggeber, im letzteren
ber Künstler das Risiko eines eventuell vergeblichen
Aufwandes an Geld, bezw. an Arbeit. Es steht
Natürlich Jedem frei, zur Einsendung von Entwürfen
aufzufordern; wenn die Kunstanstalt Grimme 6c Pempel
aber solche Entwürfe zu einer allgemein Zugang-

Küitstler zu Arbeiten veranlaßt worden sind. Denn
es kann gar nicht in Zweifel gezogen werden, daß
ohne die Aussicht auf die namhaften Geldpreise und
auf ein in der Wehrheit aus Künstlern bestehendes
Preisgericht eine weit geringere Zahl von Entwürfen
zusammengekommen wäre. Ebensowenig kann es
ernstlich bestritten werden, daß die Ausstellung nur
im Interesse der Firma Griinme 6c Pempel ver-
anstaltet werden sollte, weil durch dieselbe sowohl
bei den Produzenten (den Künstlern) als auch bei
den Konsumenten (dein großen Publikum) eine
vorzügliche Reklame für die Kunstanstalt ge-
macht wurde. Daß diese bei der Inszenirung des

237. Möbel von Jos. Plail in Königsberg bei Lger.

^4? eit Ausstellung vereinigen wollte, wobei es
auch tzeim besten Willen nicht zu vermeiden gewesen
wäre, daß Vieles von den künstlerischen Ge-
banken zunr überall verwendbaren Ge-
meingut würde — so konnte eine namhafte Be-
teiligung der Künstlerschaft an der Ausstellung nur
^hofft werden, wenn für jene Entwerthung des
öeistigen Eigenthums ein Aequivalent geboten
wurde.

Dieses Aequivalent bestand eben in der Ans-
icht auf die Preise. Die Ausstellung hat allerdings
aicht stattgefunden, und soinit ist jene Entwerthung
bes geistigen Eigenthums nicht — wenigstens nicht
,n größerem Umfange — eingetreten; aber das
ändert nichts an der Thatsache, daß die ausgesetzten
Preise das Zugmittel waren, durch welches zahlreiche

ganzen Unternehmens von ähnlichen Gedanken ge-
leitet wurde, beweist allein schon der Umstand, daß
der Aufruf nicht ausschließlich in Fachblättern er-
folgte, sondern vorwiegend in Tages- und Familien-
blättern. Außerdem war der Kunstanstalt hierdurch
die Möglichkeit geboten, neue Talente zu entdecken
und aus einer großen Zahl von Entwürfen die-
jenigen auszuwählen, die ihren Zwecken am taug-
lichsten schienen. Diese Absicht wurde auch erreicht,
insoferne als die Anstalt aus etwa 50 zu Anfang
Juli in ihren pänden befindlichen Entwürfen eine
Anzahl ankaufte.

Es liegt uns ferne, der Firma Grimme 6c Pempel
unlautere Motive zu unterstellen; andrerseits aber hat
die Anstalt das zu thun unterlassen, was den bösen
Schein hintangehalten hätte.
 
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