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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0234

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Dom Büchermarkt.

Innenräum'e genau nach den Gewohnheiten der
Familie zusammengefügt sind und nicht den leeren
Regeln der Symmetrie genügen, welche dem Be-
dürfniß des täglichen Lebens fremd ist." — In den
vorliegenden beiden ersten Lieferungen des in Rede
stehenden Werkes finden sich zahlreiche Belege hie-
für. Wohl fehlt es auch nicht an den für ameri-
kanische Architektur und amerikanisches Kunsthand-
werk bezeichnenden Verschrobenheiten, an jenem

3U' Elektrischer Wandleuchter „Morgen". Don A. E. Lewis.

seltsamen Gewebe von abgeschmackter Ueberkultur
und unbeholfener Naivetät, von byzantinischer Ver-
knöcherung und frischsröhlichem Leben; aber im
Ganzen wird die Sammlung erfreuend und anre-
gend wirken, zumal auch durch große Detailauf-
nahmen — z. B. von Stein- und Holzbildhauereien
für eine intime Kenntniß der Werke gesorgt ist.

Bei unseren, von den amerikanischen so gänz-
lich verschiedenen Lebens- und Wohnverhältnissen
wird Niemand eine unmittelbare Nachahmung
dieser Bauten empfehlen wollen; aber diese Blätter
haben völlig ihren Beruf erfüllt, wenn sie in dem

schaffenden Künstler das Bewußtsein rege erhalten,
daß wahrhaft Gutes nicht nach den Regeln abstrakter
Aesthetik, sondern nur aus dem Wesen der Sache
heraus unter Berücksichtigung des Materials ge-
schaffen werden kann. L. G.

ans Demiani: Franoois Briot, Caspar Ender-
•J lein und das Edelzinn. Leipzig \8^7. Karl
W. fjierfemann. 75 KTf.

Regierungsrath Hans Demiani, ein ebenso
fleißiger Sannnler wie gründlicher Gelehrter auf dein
Gebiete des Edelzinns, bietet uns hier ein nach jeder
Seite vorzügliches Werk, das nicht allein als grund-
legend trotz mancherlei Vorarbeiten anderer -
sondern vielfach auch als abschließend bezeichnet
werden muß. Ausgehend von kritischer Prüfung
der Werke Bapst's, Eastan's, Lessing's, dann nament-
lich des halbvergessenen Tuetey u. A. und eindringend
in die mannigfachsten Archive und Urkundensamm-
lungen, hat Demiani es vermocht, ein verhältniß-
mäßig schwieriges Gebiet der Kleinkunst in seiner-
geschichtlichen, und wenn der Ausdruck gestattet ist,
persönlichen Entwicklung klar mrs vor Augen zu
führen und hat so dank einer äußerst feinsinnigen Be-
obachtungsgabe eine Reihe Streitfragen gelöst, die lange
Zeit aus dem Gebiete des Edelzinns aufgeworfen
worden waren. Im Großen und Ganzen folgt
die vortreffliche Arbeit dein Titel des Werkes, je-
doch so, daß sich den Abhandlungen über die beiden
Hauptmeister des Edelzinnguffes gleich Diskurse über
bestimnrte Werke anschließen, wie z. B. über die
sogenannte Vase von Briot oder das Salzfaß von
Dijon, die Demiani auf Grund sorgfältiger Unter-
suchungen Briot oder Enderlein ab- bezüglich zu-
gesprochen wissen möchte. Ohne auf die einzelnen
Abschnitte des Buches näher eingehen zu wollen, fei
in flüchtigen Zeilen erwähnt, daß bei der Briot-
Enderleinfrage sich Demiani hauptsächlich auf Julius
Lessing's bekannte Abhandlung stützt. Mb es gerade
nöthig war, das etwas scharfe Urtheil, welches Lefsing
über Enderlein's künstlerisches Können im Verhält
niste zu Briot fällt,, im Wortlaute beizubehalten,
möchte ich verneinen. Enderlein steht entschieden
gegen Briot zurück, was sich namentlich im Figür-
lichen ausspricht, es läßt sich aber auch nicht leugnen,
daß Enderlein oft noch reicher erzählen möchte —
man vergleiche die Reliefs der beiden Temperantia-
schüffeln — und wie ein Streben nach größerer
Detaillirung z. B. in der Haarbehandlung sich geltend
macht. Begreiflicherweise verweilt Demiani am
längsten bei Briot's Temperantiaschüffel als dem
wichtigsten Punkte des Buches. Eingehende Be-
trachtungen über die Art der Herstellung, über ihr
 
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