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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Jessen, P.: Der deutsche Buchdruck auf neuen Wegen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0249

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Der deutsche Buchdruck auf neuen Wegen.

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530. Titelblatt von Walter Trane. (2/3 der Originalgröße.)

und dünn stehen, hiergegen
sollten, wenn der Setzer und der
Korrektor versagen, die Antoren
und die Verleger ihr Auge schärfen.

Es gährt im Buchdruck; es
scheint in der Thal, daß endlich
auch die seit Jahrzehnten ge-
heiligten und ntodifizirten moder-
nen Setzerregeln zu wanken be-
ginnen. Mas die alten gothischen
Drucke so besonders gefällig inacht,
ist die geschloffene, bildmäßige
Mirkung jeder Seite; und nicht
nur der einzelnen Seite, sondern
jedesmal des Seiten paar es;
öenn bei dem ausgeschlagenen
Duche sieht nran ja außer bei
dem Titel stets zwei Seiten zu-
gleich. Diese Einheit wird vor
allem durch den Satz erreicht,
der die ganze rechteckige Fläche
Zu bedecken sucht. Keine Lücke,
keine Leere, kein unbenutzter
^aum; der alte Setzer geht mit
seiner Kunst auf's Ganze. Er-
kannte nicht die in der Barock-
Zeit aufgekommene Manier, bei
allen Kapitelanfängen ein Drittel
der Seite frei zu lassen und die
Deberschrift in dieser Leere wie
verloren umherschwimmend zu
geben; er war noch nicht den
besetzen des modernen Titel-
satzes unterthan, dem Dreizeilcn-
salle und ähnlichen pedantereien; er dekorirte seine
Druckfläche, suchte das Rechteck als Ganzes har-
monisch zu gestalten und wußte trotzdem die
Deberschriften abzuheben, die Titel wirksam zu
gliedern und die freien Stellen im Satzbilde durch
gefälligen Zierrath, durch bescheiden wirkende Aus-
schlußmittel zu brechen. Dies vor allem hat schon
unsere Münchener Schule zum Theil wohl verstanden,
dies haben uns neuerdings englische und ameri-
kanische Druckwerke wieder vor Augen geführt. Mir
l'ieten in unseren Abbildungen eine Reihe von Bei-
spielen für diese Art des Satzes. Die Ueberschriften
lassen sich durch bescheidene Einfassungen dein Seiten-
dild eingliedern (Fig. 332); auch eine einfache um-
rahmende Linie kann diesen Dienst leisten. Ge-
schlossene Titel, zugleich raumschön und deutlich,
kann nach dem Vorgänge der Künstler und Zeichner-
recht wohl auch der Setzer aus seinen Typen bilden,
ruenn er geschickt anordnet und kleine Zierrathen zum

Ausschluß benutzt. Noch weniger aber als die Titel
brauchterr die freieren „Accidenz"-Arbeiten, die Karten,
Einladungen, Briefköpfe u. a. der Tumrnelplatz der
wildesten Setzerlaunen zu sein.

Zn der deutschen Druckerkunst hat seit einigen
Jahren die sogenannte freie Richtung geherrscht. Es
ist schwer, sie dem Laien zu beschreiben; aber wer
offene Augen hat, hat unzählige Beispiele vor sich.
Diese „Frei-Manier" ist das gerade Gegentheil der
Flächendekoration, durch welche die Alten groß waren.
Die Schriftzeilen, Linien, Streifen, Bänder, Vignetten
und Grundmuster, die hier kreuz und quer, willkür-
lich zerrissen und abgebrochen sich durch einander
schieben oder im Raume umherirren, haben kein
Analogon in irgend einer gesunden Epoche des
Buchdrucks. Auch die japanische Dekoration, die
man wohl als das ferne Vorbild anzusehen hat,
kann für diese Absonderlichkeiten nicht verantwortlich
gemacht werden; es ist höchstens eine Karrikatur auf

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