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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Jessen, P.: Der deutsche Buchdruck auf neuen Wegen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0251

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Der deutsche Buchdruck auf neuen Wegen.

suchen nicht durch Linien, sondern durch Töne zu
wirken. Erst durch diese Verfahren hat inan es
erreicht, Abbilder der Natur in: Buchdruck zu bieten;
ein unermeßlicher Gewinn für alle wissenschaftliche
und sachliche Illustration. Allein dem Typenbilde,
das sich aus Strichen zusammensetzt, sind alle diese
Tonbilder nicht wesensgleich. Zu voller künstlerischer
Einheit mit der Drucktype läßt sich auch heute nur
die durch Striche wirkende, gezeichnete Illustration,
der Holzschnitt oder sein moderner Ersatz, die Strich-
ätzung, zwingen. Die englischen Illustratoren haben
den Muth gehabt, diesen Schluß zu ziehen und zu
befolgen; darauf beruht der große Erfolg des heutigen
englischen Buchgewerbes. Neben Walter Erane's
vielseitigen Schöpfungen hat vor Allein der ziel-
bewußte William Morris mit den prachtvollen
Büchern, die er in seiner eigenen Druckerei (der
b^elmsllott Dress) nach seinen eigenen Zeichnungen hat
Herstellen lassen, Schule gemacht. Wie nahe er sich
un die alten Deutschen anschließt, mag unser Beispiel
(S. 22?) lehren, zwei der fast überreichen Eingangs-
seiten, die er — oft mit figürlichen Bildern seines
großen freundes Burne-Jones geschmückt — seinen
Büchern voraufschickt. Bei uns hat Joseph Sattler
die Art der alten bsolzschnittbilder am Besten getroffen;
wir freuen uns, aus dem kürzlich erschienenen zweiten
Bande des vom Freiherrn von peyl in's Leben ge-
rufenen Werkes „Boos, Geschichte der rheinischen
Äädtekultur" (Berlin, I. A. Stargardt) durch die
Güte des Verlegers einige treffliche Zeichnungen
wiedergeben zu können. (Abb. 536—3^0.)

Aber die Form ist nicht alles. Auch das Wesen
des heutigen Buchschmucks gilt es gründlich zu bessern.
Gs ist längst kein Geheimniß mehr, daß die sogenannte
künstlerische Illustration, wie sie sich in unseren pracht-
werken, unseren illustrirten Klassikerausgaben, unserer
leidigen „Geschenkliteratur" breit macht, von den
Biegen der Kunst sich weit genug entfernt hat. Statt

den Text zu begleiten und zu erläutern, hat sie sich
häufig so breit gemacht, daß der Text zur Neben-
sache herabgesunken ist. Selbst bei den zartesten
Dichterwerken hat der Illustrator sich oft zwischen
den Dichter und den Leser gedrängt und dem Ge-
nießenden ein Bild aufgezwängt, das dessen eigene
Phantasie lähmt oder tödtet. So sind allmählich die
illustrirten Ausgaben eher ein pemmniß als eine
Förderung der Literatur geworden.

Auch hier fetzt die moderne Bewegung ein. Wir
wollen keinen Mittelsmann zwischen uns und dem
Dichter. Wohl aber werden wir dein Künstler dankbar
sein, wenn er durch seine Zeichnung uns den Genuß
des Lesens bereichert und vertieft, wenn er das Dicht-
werk gleichsam musikalisch begleitet, wenn er das
Buch als Ganzes zum Kunstwerk gestaltet. In dieser
feinfühligen Dekoration, nicht in der breitspurigen
Illustration liegt die Aufgabe des Buchkünstlers.
Wenn er diese Aufgabe erkennt, wird er sein Augen-
merk vornehmlich auf die schmückenden Theile richten:
auf die Kopfleisten, die Schlußstücke u. s. f.; die
eigentlichen Bilder wird er dem dekorativen Ganzen
an geeigneter Stelle einzufügen wissen, so daß sie
den Genuß des Lesers heben, aber nicht stören.

Es fehlt uns nicht an Künstlern für diese Auf-
gaben. Möchten auch unsere Verleger diesen For-
derungen beitreten und möglichst noch bis zum pariser
Wettkampf von ssiOO eine Reihe zugleich moderner
und deutscher Bücher uns schaffen. Auch hier sind
einige rüstige Anfänge gemacht, von unseren Ab-
bildungen soll besonders die Seite aus dem trefflichen
Programm des niederrheinischen Musikfestes (Düssel-
dorf s896; Abb. 358—36?) zeigen, was zwei frische
Kräfte, der Künstler und der Drucker, auch bei schein-
bar bescheidenen Aufgaben zu Wege bringen können.
Auch hier gilt Richard Wagner's Wort:

„Wenn Sie wollen, so haben Sie eine deutsche
Kunst."

TOPIC5 OF THE TIME

The Christmas Century.

THE CENTURY has the desire to greet its readers
Christmas afterChristmaswith« Christmas numbers»
that have not only some of the gaiety of the holiday, but
also a hint of its deeper meanings. How well this desire

adjustment of all such questions,—those charged with
the diplomatic affairs of the two countries could not fail
to rise to the extraordinary responsibility under which
they have rested. In no narrow sense it may be said
that the peace of the English-speaking world has been
for the time in their hands. They have had it in their

332. Umrahmte Ueberschrift und Textanfang aus einer amerikanischen Zeitschrift. (Vriginalgröße.)
 
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