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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Pixis, Theodor: Wie ein Künstlerfest gemacht wird
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0305

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Wie ein Aüiistlerfest gemacht wird.

öunkle Gestalten, am Boden zusammengekauert, die
sich auf Geheiß des Bacchus langsam und widerwillig
entfernten. Ts ist jammerschade, daß Niemand
daran gedacht hat, und das wäre so natürlich ge-
wesen, dieselben dein Festzuge vorangehen zu lassen
>n den hellerleuchteten Baal. Bo erblicken sie cigent-
ssch erst jetzt in diesen Blättern das Licht der Welt.
(Leite 28 s.)

Das eigenartige Kleidungsstück, welches diejenigen
tragen sollten, die sich nicht zu einem Kostüm aus-
schwingen, das Fest aber doch besuchen wollten, er-
heischte wegen seiner Tragweite tu Bezug auf die
Tesammtwirkung eine ganz besondere Aufmerksam-
keit. Für die Männer schlug Flüggen einen Bchnitt
vor, der einfach und malerisch den ganzen Körper
bis zu den Füßen bedeckte. Dieser hat sich auch
brillant bewährt und gab dem ganzen Feste eine
Tesunde farbenharmonische Folie. Denn, als der
Ltoff ausgewählt war — eine licht gelblichgraue Roh-
seide, rupfenähnlich gewirkt und nachdem es geglückt

war, denselben in allen möglichen Tönen zu färben,
sonnte es mittels einer ganz raffinirten Abwechselung
w der Farbe und der Form der Bordüren erreicht
werden, daß von den vielen Hunderten dieser
^Naskenzeichen, wie sie bescheiden genannt wurden,
nicht eines dem andern vollständig gleich war.

Für die Damenmaskenzeichen, welche nur den
oberen Theil des Körpers bedecken sollten, wurde
!?avenith's Statuette als Grundlage gewählt und das
Chiton oder Peplon in den verschiedensten Varia-
tionen hergestellt, außerdem aber noch eine Anzahl
ägyptischer Motive dazu verwendet.

Tine wichtige Nebenaufgabe bei Anfertigung
dieser Maskenzeichen war die Herstellung der
Bordüren und Zierathen, die das Ganze beleben
und verfeinern sollten und bei denen eine große
Mannigfaltigkeit wünschenswerth war. Da hatten
Leonhard, bjengeler, kfierl-Deronco, v. Btetten, Kirfch-
Uer ic. eine große Anzahl Vorlagen gefertigt, je-
doch „nt Ausschluß des Mäander, von dem man
unnahm, daß er ohnehin auch ohne unser Zuthun
'Uehr als genügend angewendet werden würde. Diese
wurden in dem Etablissement von Ludw. Beck sehr '
geschmackvoll gestickt. Diese Firma hat sich über-
haupt sehr um die Bache verdient gemacht. Mit
großem Glück und Geschick hat Beck, der alle
Vorbereitungen mit großer Aufmerksamkeit verfolgte,
Unmer rasch das zur Stelle gebracht, was nothwendig
Ular und innerhalb seiner Sphäre hergestellt werden
sonnte. Für die ausschließliche Verwendung von
Stickereien waren weder Mittel noch Zeit vorhanden.

trat Dekorationsmaler Lentner mit Energie und
beschick in die Lücke ein und verfertigte nach oben

erwähnten Originalen eine Unzahl von Schablonen,
mittels welcher alle Verzierungen auf verschieden-
farbige Stoffe in entsprechend wohlthuenden Farben
übertragen wurden. So konnten die vielen tausend
Meter Bordüren, die für diese Maskenzeichen nöthig
waren, in kurzer Zeit und in größter Mannigfaltig-
keit hergestellt werden.

Die Friseure A. Kunst und Rumpermond
wurden von Ludw. Bechstein in die Geheimnisse

U8. Postkarte vom Münchener Aüustlerfest von Fr. Stuck.
((Originalgröße.)

der antiken Frisur eingeweiht. Deining er Z. und Fr.
bemühten sich, bei ihren Trikots den so schwer zu
erreichenden Fleischtoit zu treffen, vovt Hellen bis zum
braunen ägyptischen und noch dunkleren nubischen.
Für die Verwirklichung der weiblichen Kopfbedeck-
ungen hat sich u. A. Frau Lossow sehr verdient
gemacht. Der l)ort und f)alt aber für die Kostünte
der meisten Damen war Fräulein Bö heim, welche
eine eigene Schneiderei im oberen Stock des Künstler-
Hauses errichtete und hier voit sämmtlichen Kostümen

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