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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Das moderne Plakat
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0310

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Das moderne Plakat.

423. Plakat von Eugens Grasset, Paris.

(Aus „Sponsel, das moderne Plakat"; Verlag: Aühtmann, Dresden.)

Arankenhäuser ic. von Sumner, IP. Creme u. a.
von großem Einfluß durch die weise Beschränkung
auf das Nothwendigste und die Einfachheit der Zeich-
nung, zwei Punkte, die von größter Wichtigkeit für
die wirksame Gestaltung eines Plakates sind. Die
ungeheure Ausdehnung des Reklamewesens in £on-
don und andern Industriestädten bedingten anderer-
seits die immense Produktion von Plakaten. Als
erster Bahnbrecher von Bedeutung tritt uns hier
G. Durand entgegen; auch W. (Trane fertigte
schon (869, für eine Bleistiftfabrik ein Plakat. In
die Ferne genügsam wirkende Plakate brachte aber
erst Fred Walker zu Stande. Auch £}. Herkorner
kam zu einigen glänzenden Schöpfungen im Plakat-

wesen. Neben den einheimi-
schen Aünstlern, von denen
namentlich Dudley Hardy
nrit seinem Stile ä la Eheret,
Aubrey Beardsley, Ra-
ven-Hill mit ihren sich auf
sehr bescheidene Wittel —-
wenig Figuren und Farben
— beschränkenden Plakaten,
dann James pryde und
W. Nicholson (bekannt als
Brothers Beggarstaff) mit
ihren höchst einfachen, aber
ganz eminent monunrental
wirkenden Blättern zu er-
wähnen sind, finden wir für
England auch Franzosen, so
z. B. Jean de palcologue
thätig. Auch die Nachfolger
der Präraphaeliten wandten
sich mit Glück der Plakat-
kunst zu, so der feinsinnige
R. Anning Bell (City of
Liverpool School of Archi-
tecture) oder R. Fowler,
und auch der Symbolismus
und Mysticismus B.Iones'
und seiner Anhänger zeitigte
inr Plakatwesen Blüten, frei-
lich durchaus nicht die schön-
sten und begreiflicherweise
auch für den Zweck die
wenigst entsprechenden.

Wie in dem handels-
reichen England, so mußte
auch in dem Tande der bis
ins Unglaubliche sich steigern-
den Reklame, in Amerika,
das Plakat auf's Beste sich
entwickeln; freilich bedurfte es für seine künst-
lerische Gestaltung erst des Einflusses von Frank-
reich und England und der besonderen Anregung
der Zeitschriftenverleger. Im Anfänge der neuen
Bewegung begegnen wir auch Blättern von Grasset
und Wetivet und der bedeutendste der amerikanischen
Plakatzeichner Toms I. Rhead, unzweifelhaft ein
dekoratives Talent ersten Ranges, verräth klar den
Einfluß Grassets, der in Verbindung mit der prä-
raphaelitischen Stilisirung entzückende Werke zu Tage
förderte. Denr deutschen Empfinden weniger sym-
pathisch erscheint Will H. Bradley mit seinen meist
excentrischen, bizarren Zeichnungen, denen aber trotz
des Extravaganten und Grotesken nicht selten ein

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