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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Das moderne Plakat
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0311

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Das moderne Plakat.

anmuthsvoller Reiz eigen ist. Don trefflicher Cha-
rakteristik zeugen E. penfields, Earquevilles und
Goulds Plakate, die aus dem großen Schatz ameri-
kanischer Reklamekunst wohlthuend und künstlerisch
günstig wirkend auffallen.

Verhältuißmäßig spät trat Deutschland in die
Ntoderne Plakatbcwegung ein, nicht zum wenigsten
deshalb, weil bei uns die Reklame, Dank polizeilicher
Vorschriften, nicht in so breiter aufdringlicher weise
an Däusern, Thoren und Säulen sich ausdehnen
durfte. Das deutsche Plakat ist inr Allgemeinen viel
kleiner als das englische oder französische und dient auch
Zumeist auf anderen Gebieten als diese. Künstlerischen
Plakaten für Bücher, Zeitungen, Theater rc., wie sie
namentlich in Frankreich gediehen, begegnen wir bei
UNS selten. Erst die neuere Zeit wendet auch hierauf
ihr Augenmerk, während man ehedem meist größere
Bilderreklamen nur für Ausstellungen, Eircüs- und
Variete-Aufführungen, für eine Verkehrslinie oder
kleinere Innenplakate industrieller Art zu sehen Ge-
legenheit hatte. Immerhin aber nimmt Deutschland in
öer Plakatkunst eine sehr beachtenswerte Stellung ein,
einesteils durch die älteren vortrefflichen Schöpfungen,
die wir, um ihnen gerecht zu werden, mehr als
Innenplakate denn als „Kunst der Straße" auffassen
Müssen. Sponsel richtet meines Erachtens hier etwas
Zu streng, wenn auch nicht zu leugnen ist, daß vielen
älteren Straßenplakaten eine kleinliche Auffassung und
Ausführung innewohnt. Aber unleugbar ist auch, daß
viele dieser Plakate einen oft entschieden höheren
künstlerischen Werth in sich bergen, als viele der nur
vom Standpunkt der Fernwirkung geschaffenen modernen
Erzeugnisse. Ich denke hier namentlich an die Werke
vonGysis, R.Seitz, kh.prell und Barth, die in ihrer
Mehr für die Nähe berechneten Ausführung doch
künstlerisch zweifellos höher stehen, als etwa das
Plakat der letzten internationalen Kunst-Ausstellung
Zu Dresden oder Ernst Eitners Plakat der Kunsthalle
m Hamburg. Von modernen deutschen Plakat-
künstlern muß in erster Linie Fr. Stuck mit seinen
Blünchener Kunstausstellungsplakaten genannt werden,
treffliche Arbeiten verdanken wir den Dresdenern
Dtto Fischer, pans Anger, Perm.Behrens, dann
uuch den wünchcnern Angelo Ianck und Th. Th.
kleine. Gerade in Deutschland regt sich in der
Neuesten Zeit ein reges Leben auf dem Gebiete der
Plakatkunst, wozu als anregend und fördernd sich
eine Reihe von Plakatkonkurrenzen erwiesen.

Ein Kapitel über die Reklamebilder im Süden und
Borden Europas beschließt Sponsels treffliches Werk,
jedenfalls beansprucht dasselbe infolge seiner klaren
Aebersichtlichkeit und Reichhaltigkeit eine hervorragende
stelle auf dem Büchermarkt, nicht allein der mo-

424. Plakat von Theoxhile Alexandre Steinlen, Paris.

(Aus „Sponsel, das moderne Plakat"; Verlag: Aühtmann,
Dresden.)

dernen Kunst, als vielmehr der Kunstgeschichte des
lß. Jahrhunderts überhaupt, mag auch immerhin,
dem Titel entsprechend, der Schwerpunkt auf dem
nrodernen Plakat liegen. Nicht zu unterschätzen aber
ist auch der kulturhistorische Werth des Buches.
Sponsel gebührt das unbestreitbare Lob und die
vollste Anerkennung, das große Alaterial mit kriti
schein Blick auf das glücklichste gesichtet, geordnet und
nach historischen wie allgemein künstlerischen Gesichts-
punkten trefflich beleuchtet und erläutert zu haben,
so daß etwaige prinzipielle Meinungsverschiedenheiten,
die in „Geschmacks"unterschieden begründet sind, nicht
allzu schwer in die Wagschale gelegt werden dürfen.

^25. von P. Bürck, München.

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