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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Periodische Fachliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0384

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periodische Fachliteratur.


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536. Linband-Lntwurf von w. Püttner, München.
(Zur Ausführung bestimmt.)

Auf wesentlich anderen Wegen sucht die „De-
korative Aunst" ihr Zieh Aunst und Aunsthand-
werk als Eines in den Dienst des Dauses zu stellen,
zu erreichen. Zn ihrer Voranzeige erklärt sie sich
vor allen Dingen als ausgesprochene Gegnerin der
Ueberproduktion an Malereien, indem sie auf die
durch dieses Mißverhältniß hervorgerufenen wirth-
schaftlichen und ästhetischen Schäden hinweist. „Das
Haus, in dem nach alten glänzenden Traditionen
die hohe Aunst nur die Arönung eines harmonischen
Zusammenwirkens aller Araft fein sollte, wurde in
letzter Zeit die Beute geschmackloser Fabrikanten, die
nicht müde werden, für alle dem Gebrauch dienenden
Gegenstände des häuslichen Milieus die Stilformen
längstvergangener Zeiten in schlechten Reproduktionen
anzuwenden." Es wird dabei auf die gesunden
gewerblichen Schöpfungen in Amerika hingewiesen,
die nicht möglich geworden wären, wenn dort die
Malerei auch jene herrschende Stellung einnähme
wie bei uns; denn diese Aunst „vermag nicht einen
guten neuen Stuhl, ein brauchbares Geschirr, eine
vernünftige moderne Architektur, eine geschmackvolle
Tapete zu machen. Diese Dinge aber sind uns heute
nothwendiger. lieber keine Bilder — zunächst

gute Wände! Lieber eine Zeit
lang weniger „modern" in der
Aunst --und dafür mo-

dern im Gewerbe, wo es Alles
bedeutet — Vernunft, Ge-
schmack, Gesundheit! Es ist
eine geistige Hygiene, ja, eine
Forderung der Wahrheit, die
verlangt, daß die Dinge, mit
denen wir uns umgeben Art
von unsrer Art sind, vor allem
Geist unsrer Zeit sind." Die
Zeitschrift verfolgt demnach ausge-
sprochenermaßen alle spezifisch mo-
dernen Erscheinungen im Bereich der
Aleinkunst unter fast vollständiger
Ablehnung alles „Alten", sie holt ihr
Material aus der ganzen Welt zu-
sammen, — bis jetzt vorwiegend aus
England, Amerika, Belgien — ist
aber in der Wahl derselben nicht
immer glücklich. Beispielsweise haben
die aus dem Wettbewerb der Zeit-
schrift hervorgegangenen Entwürfe
zu elektrischen Tischlampen bis weit
in die Areise ihrer Anhängerschaft
mehr Aopfschütteln als Zustimmung
erregt. Den oben dargelegten An-
schauungen gemäß wird der Malerei
in der „Dekorativen Aunst" so gut wie gar keine
Stelle eingeräumt, während Architektur, Bildhauerei
und jede Art von Aunstgewerbe sehr vielseitig vor-
geführt werden.

Dein Drang der Gegenwart, der die Umgestal-
tung, bezw. Entstehung der genannten Zeitschriften
herbeigeführt hat, mußten sich auch andere ver-
wandte Mrgane fügen. Seemann's „Aunstgewerbe-
blatt" unterscheidet sich von seinem früheren Aus-
sehen namentlich durch die stets wechselnden Um-
schlagszeichnungen unter denen manch gute Leistung
zu nennen wäre. vr. G. Hirth hielt den Zeitpunkt
für geeignet, seinen nun im 22. Iahrg. stehenden
„Formenschatz" durch Beigabe moderner Arbeiten
zu verjüngen. Malkowsky's „Deutsche Aunst"
(„Tentralorgan deutscher Aunst- undAünstler-Vereine")
erscheint seit Beginn des neuen Jahrgangs mit Illu-
strationen und bildet somit das erste und — soweit
bekannt — einzige deutsche, illustrierte Wochenblatt für
künstlerische Interessen. Die Umwandelung, die der
von Avenarius so trefflich geleitete „Aunstwart"
mit seinem Aeußern vorgenommen, ist demselben so
gut bekommen, daß seine Leserzahl sich verdoppelt
hat. Als ob es mit den genannten Zeitschriften

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