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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Adolph Halbreiter: geb. in Rosenheim 1839, gest. den 28. Juni 1898 zu München. Ein Nachruf
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0418

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Adolph tjalbreiter.

570. Lhrenpokal, nach Entwurf von Rud. Seitz für das VII.
deutsche Schützenfest in München (^880 ausgesührt von st Prof.
A. kf a l b r e i t e r.

militärischen Dienst, kam mit feiner Truppe nach Würz-
burg und trug iu aufgeregter Zeit die Fahne seines
Regiments, später schrieb palbreiter Erinnerungen
aus der Zeit des Feldzuges nieder, die in ihrer
frischen Art interessante Einblicke geben in das
Leben und Treiben während jenes unglücklichen
Krieges.

palbreiters Vater hatte vielfach Mißerfolge in
seinen Unternehmungen, die Zeiten ungetrübten
Glückes lagen weit zurück, er wunderte aus nach
Rußland und trat als Arzt in die dortige Armee.
Seine Thätigkeit im Krim-Feldzuge wurde belohnt
mit dem Range eines russischen pofrathes, aber an
pekuniären Erfolgen war die Zeit des Aufenthaltes

in fremden Diensten arm. Adolph war daher in
vieler pinsicht auf materielle pülfe von seinem Mnkel
in München angewiesen, und als der 66 Krieg be-
endigt war, hielt er es für eine Pflicht der Dankbar-
keit, zurückzukehren in das Geschäft von Sankt
Zohauser, in dem er seine Lehrzeit durchgemacht. —
Lange Jahre unbefriedigender Arbeit folgten. Kleine
Thristusbilder nach vielen Dutzenden auszuführen,
dann und wann ein kirchliches Geräthe, in der
Mehrzahl aber geistlose Reparatur-Arbeiten — das
konnte den kunstbeflissenen, im regen Leben pariser
Werkstätten Gestandenen nicht befriedigen. Endlich
im Jahre s87s bekam palbreiter (Lenbach war der
Vermittler) einen ersten selbständigen Auftrag. Mit
Gewalt nrachte er sich los von dem ausgefahrenen
Geleise, das ihn so lange festgehalten, von dem be-
quemen, aber unbefriedigenden Einerlei der Arbeit,
und mit den wenigen gemachten Ersparnissen richtete
er sich eine eigene Werkstatt ein. Es fehlte nicht an
Aufträgen, aber nur unter schweren Entbehrungen
und nach mühevollem Ringen faßte der aufstrebende
Künstler allmählich festen Fuß. Die Arbeiten ge-
fielen, s873 wurde palbreiter in Wien mit der Fort-
schrittsmedaille ausgezeichnet, f876 brachte ihni die
Ludwigsmedaille für Industrie. Ehrendiplonre und
Medaillen bezeugen die Anerkennung, welche feine
Werke auf den verschiedenen Ausstellungen in Mün-
chen, Nürnberg, Thicago rc. gefunden. s878 erhielt
der junge Goldschmied eine Berufung als Professor
für Metallarbeiten an die erst kurz begründete Kunst-
gewerbeschule in Dresden.

palbreiter zog vor in seiner peimathstadt zu
bleiben, und König Ludwig II. ertheilte nun seiner-
seits ihm Titel und Rang eines kgl. Professors.

Patte unser Münchener Altmeister Fortner
(f s86s) zuerst das pandwerk wieder zu künstlerischen
Ehren gebracht, und in seiner Person den Maler,
Bildhauer und Goldschmied vereinigt, um jene reizen-
den Werke der Kleinkunst zu schaffen, die förmlich
eine Wiedergeburt der alten Kunst der Goldschmiede
für uns bedeuteten, so kam palbreiter seine freiere
Beherrschung des Materials, seine, in langer Werk-
stattarbeit erworbene technische Gewandtheit zu Gute.
Für Eiselir- und Treibarbeiten wurde er weiten
Kreisen der vorbildende Meister. Seine in Eisen, in
Silber oder Kupfer getriebenen Leuchter, Lüster und
Tandelaber sind geschmückt mit Blumen, Früchten
und lustigem Rankwerk.

Von den Lüstern prangt einer im Saale unseres
Münchener Rathhauses. Reiche Tandelaber wurden
von ihnr ausgeführt im Auftrag S. K. p. des
Prinzen Arnulph v. B. Auch an die originellen,
nach Zeichnung von Rudolph Seitz und Ferdinand

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