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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Adolph Halbreiter: geb. in Rosenheim 1839, gest. den 28. Juni 1898 zu München. Ein Nachruf
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0419

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Adolph IZalbreiter.

Barth unter Mitwirkung von £. Gedon durch palb-
reiter in Silber ausgeführten Kegel und Kegelkugel
fei erinnert, welche ein Kreis von freunden dem
Freunde Anton Seidl verehrte. Tine Schatzkammer
vieler trefflicher Arbeiten war ja auch der Gaben-
tempel vom deutschen Bundesschießen hier s88s.
Die Festschrift hat iin Bilde uns das Andenken an
eine größere Zahl von Pokalen rc. erhalten, vor
Allem an das von R. Seitz gezeichnete Trinkhorn,
Fisch mit Wassernixe, welches palbreiter mit beson-
derer Liebe ausgeführt. Einen 5t. pubertus, der,
vom Pferde abgesessen, vor dem pirschen mit dein
Bilde des Gekreuzigten kniet, gab 5. Al. der Kaiser
von Österreich seinem 5chwiegersohn dem Prinzen
Leopold von Bayern zum Geschenke.

Vieles noch von Figuren, von Gerätheu und
zierlichen Schmucken bliebe zu erwähnen, es würde
zu weit führen — und sei nur noch der größten
und wohl auch bedeutendsten von palbreiters Arbeiten
gedacht, des prunkhaften, figurenreichen Tafelauf-
satzes, den König Ludwig II. unserem Meister in
Auftrag gab, um damit der Universität Würzburg
ein Geschenk zur dritten 5äkularfeier ihres Bestehens
zu machen. Die meisten der genannten Arbeiten
fanden ihre Wiedergabe in der Zeitschrift unseres
Bayer. Kunstgewerbe-Vereins. Wie in seinem ganzen
Thun, waren strengste Gewissenhaftigkeit und ein un-
ermüdlicher Fleiß, volle Pingabe an die einmal er-
faßte Aufgabe die besonders charakteristischen Züge,
welche auch aus palbreiters Arbeiten sprechen.

1892 zeigten sich die ersten 5puren eines Leidens,
das, lange unbeachtet, endlich zu einem schweren, un-
säglich qualvollen Zustand für den körperlich so
kräftig 5cheinenden sich entwickelte, palbreiter mußte
allmählich seinen Arbeiten entsagen und endlich ganz
die Thätigkeit in seiner Werkstatt aufgeben. Er fand,
so lange schwere Leiden ihn nicht quälten, ein anderes
Glück und innerste Befriedigung im häuslichen Kreise,
bei seiner Frau, die ganz und gar in seinen Ideen-
gang, in seine Wünsche und Gedanken sich eingelebt,
bei den Kindern, die ihn mit Liebe und Verehrung
umgaben, palbreiter musizirte selbst, und als kost-
barster Schatz galt ihm eine in seinen Besitz ge-
kommene Stradivari - Geige. Seine Mädchen und
Buben bis zum Jüngsten spielten jedes ein Instrument,
und unter ihnen zu sitzen und mit ihnen Musik zu
pflegen, war seine höchste Freude. Günstige Ver-
hältnisse in den späteren Lebensjahren hatten ihm
erlaubt, sich einen eigenen Besitz zu schaffen, sich ein
Landhaus im bayer. Gebirge zu richten. Jedes
kleinste Zierstück an den Wänden war da mit Sorg-
falt ausgewählt und an den rechten Platz gestellt;

5?(. St Georg, Statuette im großen Lüster des Rathhaussaales
in München. von k A. kjalbreiter.

der größte Raum aber war wiederum zu einem
Atelier gerichtet. Da zeichnete und modellirte und
arbeitete der Pausherr unermüdlich.

Die herrliche Natur schien dem Körper neue Kraft
zu geben — plötzlich aber versagte sie. Nach einem
Winter voller Schmerzen, gepflegt mit innigster Liebe,
aber sich selber vollkommen klar über das nahende
Ende, bereitete er sich vor zum Abschied. — Als
letzten Gruß legte der I. Vorstand unseres Vereines,
Prof. Friedr. v. Thiersch, einen Blumenkranz auf
den Sarg, der anr Morgen des 28. Juni den arbeits-
freudigen Künstler umschloß. M.

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