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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0424

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Kleine Nachrichten.

576. Gebälkträger im k. kjofbränhanse (Trinkstube).
Architekten: kjeilmann und Littmann, München.

Man ist in vielen Kreisen des Hamburger
Kunstgewerbevereins nicht damit zufrieden, daß in
der Vereinszeitschrift die Publikation älterer und
neuerer Hamburger kunstgewerblicher Erzeugnisse ver-
nachlässigt ist. Or. Brinckmann machte auf den kom
plizirten und kostspieligen Apparat, den die Heraus-
gabe einer solchen illustrirten Zeitschrift erfordere, auf-
merksam. Die Angelegenheit wurde an einen Aus-
schuß verwiesen uitd sind die Arbeiten desselben noch
nicht abgeschlossen. — Der genannte Vortrag am
(5. Februar (898 führte nun den Zuhörern die
vielen neuen, oder in neuem Gewände erscheinenden
Zeitschriften in fesselnder Rede vor. Redner erwähnte
der „Beiträge zur Volkskunst" vou (D. Schwiudraz-
heim, welche leider wieder eingehen mußten, des
,,studio", der französischen Zeitschrift „art et deco-
ration“, sowie der neuerdings in Deutschland an
Zahl überreichlich erscheinenden Blätter, des „Pan",
der „dekorativen Kunst", der „Deutschen Kunst und
Dekoration", ,,ver sacrum“, „Zeitschrift für Kunst und
Kunstgewerbe", des „Kunstgewerbeblattes" in Leipzig.

Redner führt aus, daß diese große Reihe von
Blättern unmöglich auf die Dauer ein gesondertes
individuelles Gepräge behalten könnten, da die Ge-
sammtzahl der Mitarbeiter eine verhältnißmäßig ge-
ringe sei und jeder gelegentlich für alle Blätter bei-
steure. — Redner lobt das Münchener Vorgehen
im „Ausschuß für Kunst und Handwerk" als viel-
versprechend und zukunftsreich.

Nach einem Ausblick auf den gegenwärtigen
Grnamentstil, den man von einer wunderbar ge-
schwungenen Linie beherrscht findet und wonach man
diese Zierweise mit den Armen des Tintenfisches
vergleichen und Teutakularstil nennen könnte, gibt
Redner der Ueberzeugung Ausdruck, daß doch die

Zukunft nicht ganz ohne die Vergangenheit bestehen
könne, und zu wünschen sei, daß diese vielen schönen
neuen Zeitschriften neben den Entwürfen der jetzigen
Künstler auch Reproduktionen alter Kunstschätze
bringen möchten. Redner spricht die Hoffnung aus,
daß der Mettbewerb der vielen Zeitschriften das Gute
nach sich ziehen möge, daß ein zum Anschauen und
Nachahmen anregendes Kunstblatt seinen Meg in
jedes deutsche Familienhaus fände.

Zn seinem Vortrage über „Bäuerliches Kunst-
gewerbe" regte Schwindraz heim an, der Kunst-
gewerbeverein zu Hamburg möge beiin Verbände
deutscher Kunstgewerbevereine den Antrag stellen, daß
die bäuerlichen Kunstschätze einheitlich ausgenommen
und publizirt werden möchten. Das heutige Kunst-
gewerbe könnte dadurch vieles lernen, da die Haupt
lugenden der bäuerlichen Kunst, klare Konstruktion
und eine von fremden Einflüssen unabhängige Selb-
ständigkeit, bei vielen neueren kunstgewerblichen Er
Zeugnissen vermißt werden. - Der Vorsitzende des
Vereins ist z. Zt. Architekt E. Meerwein. T. H.

rf*-

M

in Museum für sächsische Volkskunde errichtete
vor Kurzem der „Verein für sächsische Volks-
kunde" im Palais des großen Garten zu Dresden.
Im ersten Stock wurden in großen Schränken zum
Theil reich gestickte Kostüme, Trauer- und Braut-
hauben, Pelzmützen, weiße Kravatten mit bunten
Seidentüchern und goldgestickte aus der Lausitz, Erz-
gebirge, Altenburg u. f. w., wie auch allerlei Töpfe,
Krüge, Teller von Thon aus Burgel in Thüringen
und anderen Grten ausgestellt, Hiezu gesellen sich
noch Photographien und Aquarelle von Bauern-
häusern aus den: Erzgebirge und Voigtland, das
Innere von altsächsischen Bauernstuben aus der
Lausitz, Truhen, Kinderwägen, Spinnräder u. a. m.
Im Erdgeschoße aber wurde eine „vollständig ein-
gerichtete Bauernstube" aus der Umgegend Dresdens
aus dem f8. Jahrhunderte ausgestellt. Das Zimmer
gibt den anmuthenden Schein des Lebens wieder
und führt uns in freundlicher Meise zu bereit
williger Betrachtung des Ausgestellten. Der Maler
Seyffert hat es sich angelegensein lassen, der Bauern-
stube nach Möglichkeit das Gepräge des Natür-
lichen und Zufälligen zu geben. Am tiefen

Fenster stehen zwei Wandstühle, dazwischen ein
Spinnrad, in den Ecken mit Bluinen bemalte
Brautschränke vom Jahre pgZ und s?96 aus
Ruppersdorf und Niederheßlich. Die Malerei zeigt
die gute Ueberlieferung bäuerlicher Dekorationsweise
und in naiver Meise selbständiges Naturstudium.
Ueber zwei, gleichfalls benralten Truhen hängt ein

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